Steffen Hees
Steffen Hess, Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE)

Stadtentwicklung: Ganzheitlicher Blick gefragt

Steffen Hess vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) erklärt im Interview im Rahmen des Digital-Kongresses NeueStadt.org, warum Stadtentwicklung heute einen ganzheitlichen Blick erfordert.

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Interview zum Kongress NeueStadt.org am 8. Dezember 2021

Am 8. Dezember 2021 findet der erste Digital-Kongress NeueStadt.org mit einem eigenen Fachforum zu Smart Cities statt. Mit dabei ist Steffen Hess vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE). Hess forscht unter anderem zur Digitalisierung von ländlich geprägten Regionen. Als Partner der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS) berät und begleitet er Kommunen zu digitalen Themen.

Im Mittelpunkt des Digital-Kongresses NeueStadt.org stehen die Anforderungen an Stadtentwicklung und Stadtplanung gerade in Zeiten von Pandemien und Katastrophenlagen. Wo sehen Sie hier die Herausforderungen?

Als Digitalisierungsexperte bin ich überzeugt, dass Städte und Gemeinden die Geschwindigkeit, die sie in Sachen Digitalisierung während der Pandemie an den Tag gelegt haben, beibehalten müssen. Es wäre schade, wenn hier der Drive verloren geht. Auch beim Katastrophenschutz sind digitale Lösungen jetzt gefragt.

Der Kongress bringt ganz unterschiedliche Akteure aus der Stadtentwicklung zusammen: Kommunale Entscheider und Fachleute, aber auch Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Verbänden, öffentlichen Unternehmen sowie Vertreterinnen und Vertreter von Bund und Ländern. Welche Impulse erwarten Sie von der Veranstaltung?

Ich freue mich vor allem darauf, mich beim Fachforum Smart Cities mit größeren und kleinen Städten, einer Forscherin und einem Vertreter des Landkreistags auszutauschen. Unterschiedliche Disziplinen und Perspektiven zusammenzubringen ist genau, was wir in der integrierten Stadtentwicklung brauchen. Oft wird hier noch viel zu domänenorientiert gedacht – diesen ganzheitlichen Blick wollen wir ja auch mit der KTS befördern.

Eines Ihrer Forschungsthemen ist die Digitalisierung ländlicher Räume. Warum sind Smart-City-Konzepte nicht nur für größere Städte von Bedeutung?

Smart City ist ein Thema für alle Kommunen, egal wie klein oder groß. Die Themen ländlicher Regionen unterscheiden sich zunächst mal wenig von denen größerer Städte. Jedoch sind die inhaltlichen Herausforderungen andere. Beispiel Mobilität: Während in größeren Städten eher die Mobilität verringert werden soll, muss man sie in der Stadt erst einmal herstellen. Außerdem sind die strukturellen Herausforderungen andere: Kleinere Städte haben oft gar nicht die Ressourcen eine eigene Stelle für Digitalisierung zu schaffen.

Was können urbane und ländliche Räume voneinander lernen?

Ganz klar – man kann in beide Richtungen eine Menge voneinander lernen. Viele Projekte im ländlichen Raum zeigen, dass man auch mit kleinerem Budget viel bewegen kann, etwa indem man Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, aktiviert. Ländliche Räume können umgekehrt zum Beispiel von Softwarelösungen und Datenplattformen profitieren, die mit Fokus auf urbane Räume entstanden sind,. Grundsätzlich wünsche ich mir mehr Austausch und Zusammenarbeit: Gerade Open Source funktioniert dann, wenn sich eine große Community findet. So etwas zu ermöglichen, sehe ich auch als Aufgabe der KTS: Es geht darum, sichtbar zu machen, wo Kommunen an gleichen Themen arbeiten und sie zusammenzubringen. Dazu braucht es aber auch entsprechende Rahmenbedingungen: Hier ist die Politik gefragt, die Förderkonstrukte und Kooperationsmöglichkeiten entsprechend flexibel zu gestalten.