Straßenbeleuchtung
Mit sogenannten Smart Poles und Broadband-Leuchten wird in Eichenzell eine virtuelle Glasfaser aufgebaut. Smart City Eichenzell

Eichenzell: Intelligente Straßenbeleuchtung

Im Zuge der Energiekrise suchen derzeit viele Städte und Gemeinden nach Einsparmöglichkeiten. Auf dem Prüfstand steht dabei auch die Straßenbeleuchtung, die an einigen Orten sogar zeitweise abgeschaltet wird. Das hessische Eichenzell dagegen setzt auf intelligente Lichtsteuerung.

Main content

Im Zuge der Energiekrise suchen derzeit viele Städte und Gemeinden nach Einsparmöglichkeiten. Auf dem Prüfstand steht dabei auch die Straßenbeleuchtung, die an einigen Orten sogar zeitweise abgeschaltet wird. Das hessische Eichenzell dagegen setzt auf intelligente Lichtsteuerung: Das bedeutet, dass die Leuchten gedimmt sind und nur dann heller werden, wenn Fahrzeuge, Fahrräder oder Fußgänger sich nähern. Hier geht es nicht nur darum, Energie zu sparen, sondern auch Lichtemissionen („Lichtverschmutzung“) zu vermeiden. So ist die angepasste Beleuchtung zum Beispiel auch insektenfreundlicher.

Das Besondere des Eichenzeller Ansatzes – ein Pilotprojekt im Rahmen der MPSC-Förderung – ist jedoch etwas anderes: So sind die Straßenleuchten mit Dauerstrom und teilweise auch mit Glasfaseranschluss ausgestattet. Bei den sogenannten Smart Poles und Broadband-Leuchten setzt Eichenzell  eine neue, erstmals in Deutschland genutzte Technik ein, über die eine virtuelle Glasfaser aufgebaut wird. Diese Leuchten fungieren als eine Art Verstärker (Repeater), sodass ein Netzwerk entsteht, in welches die anderen ‚einfachen‘, intelligenten Leuchten integriert werden können.

Mehr als „Licht-an/Licht-aus“: Die Straßenbeleuchtung als Teil der digitalen Infrastruktur

„Mit der neuen Technik der ‚virtuellen Glasfaser‘ schaffen wir ein Übertragungsnetz entlang der Straßenbeleuchtung, die neben der smarten Lichtsteuerung auch die Anbringung von Sensoren und damit die Übertragung von Daten ermöglicht“, erklärt Thorsten Sturm, Leiter des Eichenzeller Smart-City-Projekts. Die Straßenbeleuchtung wird somit Teil einer neuen Form digitaler Infrastruktur. „Dadurch, dass Straßenlaternen grundsätzlich überall stehen, hat man die Möglichkeit relevante Orte beziehungsweise Straßenzüge ‚intelligent‘ auszustatten, um etwa auch Verkehrs- oder Umweltdaten zu erfassen. Wir erhoffen uns so ein besseres Verständnis unserer Gemeinde, um dann entsprechende Reaktionen ableiten zu können.“ Diese Daten nutzt Eichenzell etwa zum Parkraum-Management, perspektivisch aber auch zur Steuerung von autonomen Fahrzeugen oder zur Warnung vor extremen Wetterereignissen, wie etwa Starkregen.

Im Rahmen des Pilotprojekts ist in den letzten Monaten eine erste Straße voll ausgestattet worden, weitere Straßenabschnitte werden derzeit ebenfalls stückweise umgerüstet. Das Potenzial, so Sturm, sei groß, aber es gebe auch noch viele Herausforderungen zu lösen: „Zum Beispiel gibt es Befürchtungen, dass die bedarfsgerechte Leuchte mit dem mitlaufenden Licht Verkehrsteilnehmer ablenken könne.“ Es gelte daher, das notwendige Verständnis in der Bevölkerung und den politischen Gremien aufzubauen. Zudem benötige es viele Testläufe und Anpassungen, um neue Standards zu entwickeln. „Dauerstrom steht nicht überall zur Verfügung. Teilweise muss sogar die Verkabelung geändert werden, indem ein separates Netz aufgebaut wird.“

In Eichenzell soll die intelligente Straßenbeleuchtung nun in Zusammenarbeit mit dem lokalen Energieversorger und einem regionalen Cloud-Provider ausgebaut werden. Dabei integrieren die Verantwortlichen sukzessive weitere Anwendungsfälle. Ziel ist es, dass die Lösungen anbieterunabhängig funktionieren. Denn von den in Eichenzell entwickelten Standards sollen – der Idee der Modellprojekte Smart Cities folgend – auch andere deutsche Kommunen in Zukunft profitieren können.

Weitere Informationen

 smartcity-eichenzell