Fahrradweg
Der Leezenflow-Prototyp im Einsatz an der Promenade in Münster: Angezeigt wird, wie lange die Ampel noch auf „Grün“ steht. Smart City Münster (CC-BY-SA 4.0)

Leezenflow Münster: Grüne Welle für Radfahrer

Mit dem „Leezenflow“ ist Radfahren in Münster smarter geworden: Der Grüne-Welle-Assistent für Fahrräder visualisiert die Restzeit der aktuellen Ampelphase und unterstützt dabei das richtige Tempo zu finden, um bei Grün über die nächste Ampel zu fahren.

Main content

„Leeze“ nennen die Münsteranerinnen und Münsteraner liebevoll ihren Drahtesel. Der Ausdruck stammt aus dem regionalen Soziolekt Masematte. Tatsächlich ist das Fahrrad in Münster auch  ein viel genutztes Verkehrsmittel. Kaum eine andere deutsche Stadt verfügt über ein derart gut ausgebautes Radwegenetz. Mit dem „Leezenflow“ ist Radfahren in Münster smarter geworden: Der Grüne-Welle-Assistent für Fahrräder visualisiert die Restzeit der aktuellen Ampelphase und unterstützt dabei das richtige Tempo zu finden, um bei Grün über die nächste Ampel zu fahren.

Die Idee – inspiriert von ähnlichen Ansätzen aus Dänemark und den Niederlanden – entstand 2019 im Rahmen des „Münsterhack“, einem Wettbewerb der münsterschen Tech-Szene. In Kooperation mit der Stadt, dem Fachbereich Design der Fachhochschule Münster, einem regionalem IT-Unternehmen, einer Lichtsignalbaufirma sowie dem Institut für Verkehrswissenschaft der Universität wurde der Prototyp, der seit Mai 2021 in Betrieb ist, entwickelt und evaluiert.

Mehr als eine Spielerei

Inzwischen steht fest: Das Angebot soll im Rahmen des münsterschen Modellprojekts Smart Cities (MPSC) ausgebaut werden. Der Leezenflow hat einen nachweislich positiven Einfluss auf den Radverkehr: Weniger Menschen müssen vor einer roten Ampel anhalten. Darüber hinaus hatten mehr als 75 Prozent der Teilnehmenden einer Online-Umfrage angegeben, dass der Leezenflow die Qualität des Radfahrens erhöht. Für Thomas Terstiege, Projektleiter der Stabsstelle Smart City in Münster, ist der Leezenflow ein tolles Beispiel für die „Smart City zum Anfassen“, das zugleich den Radverkehr attraktiver macht. Trotz der positiven Evaluation musste das Smart-City-Team bei der Politik Überzeugungsarbeit für den Weiterbetrieb und Ausbau leisten: „Wir mussten deutlich machen, dass der Leezenflow mehr als eine Spielerei ist.“

Für den geplanten Ausbau des Leezenflow an bis zu zehn weiteren Standorten kommen allerdings neue Herausforderungen hinzu: „Die Promenade, an der der Prototyp hängt, ist sehr übersichtlich“, sagt Terstiege, „an den neuen Standorten werden wir zum Beispiel aufgrund parkender Autos oder Grundstückseinfahrten neue Lösungen finden müssen.“ Eine weitere Hürde sind die Stromzufuhr und die Übertragung von Ampeldaten per Funk: Beides ist nötig, damit der Leezenflow reibungslos funktioniert.

Thomas Terstiege und sein Team möchten sich in der Weiterentwicklung des Leezenflows auch mit anderen Kommunen vernetzen. „Die Idee ist nicht nur für Städte interessant, in denen schon viel Rad gefahren wird“, ist Terstiege überzeugt: „Tools wie ein Grüne-Welle-Assistent können ein Pull-Faktor für den Radverkehr sein.“ Da der Leezenflow eine Open-Source-Entwicklung ist, müssen Kommunen, die die Idee nachahmen wollen, nicht bei Null anfangen. Die Bauanleitung des Leezenflows inklusive Quellcode ist vollständig zum Nachbauen veröffentlicht. Terstiege freut sich schon jetzt auf den Austausch mit interessierten Kolleginnen und Kollegen.

Weitere Infos: https://smartcity.ms/leezenflow/