Deckslide of ISCN Online Advisory Programme 16 showing speech bubbles between a city landscape and stylized eyes and eyebrows of a citizen open to interpretation what facial expression it is
GIZ

ISCN Online Advisory Programme #16: "Smart City" kommunizieren

Noch immer löst "Smart City" bei Menschen in der Stadt sowohl Faszination als auch Skepsis aus. Wie lassen sich also gemeinwohlorientierte Smart-City-Ansätze besser kommunizieren? In diesem Online Advisory Programme (OAP) blickte das ISCN auf gelungene Beispiele aus Kanada, Porto und Regensburg – und wir erlebten die Replikation einer vorgestellten Lösung in Echtzeit!

Event details

Datum
12.06.2025, 15:00 - 16:30
Art der Veranstaltung
Online (virtuell)
Dokumentation

Paragraphs

Die wichtigsten Erkenntnisse

  • Die Schönheit von Open Source live erleben: Das offene DTPR-Rahmenwerk von Helpful Places hat einen Teilnehmer im Publikum sofort derart überzeugt, dass er es noch während der Veranstaltung live für ein Projekt in Deutschland geforked hat. Ein anschauliches Beispiel, wie rund um DTPR ein wachsendes Ökosystem entsteht, das die üblichen Stakeholder-Grenzen von privat, öffentlich und zivilgesellschaftlich überwindet!
  • Eher Interesse und Neugier statt pauschaler Angst um Datenschutz: Das Bedürfnis der Menschen nach besserer Kommunikation zu Smart Cities ist weniger getrieben von Datenschutzbedenken, als vom Wunsch die Vorteile und Herausforderungen der eingesetzten Technologien besser zu verstehen.
  • Lego, Prototyping-Plattformen, Spaziergänge: Die Zielgruppen für Smart Cities sind vielfältig, und entsprechend sollten auch die Kommunikations- und Beteiligungsformate Abwechslung bieten.

Smart City im öffentlichen Raum kommunizieren

"Smart City" hat als Begriff nun schon einige Dekaden hinter sich. Noch immer assoziieren ihn viele Menschen mit technologiegetriebenen Ansätzen, die bisweilen undurchsichtig sind und hintergründig geschehen, ohne auf vertrauensvollen Grundlagen zu stehen. Dabei verfolgen weltweit eigentlich immer mehr Länder und Kommunen gemeinwohlorientierte Smart-City-Maßnahmen, die die wachsenden technischen Möglichkeiten ganzheitlicher in die Städte und Gemeinden einbetten möchten so auch das Förderprogramm für Modellprojekte Smart Cities (MPSC) in Deutschland. 

Doch wie lässt sich diese möglichkeitsorientierte Perspektive auf Smart City besser kommunizieren, sodass Menschen Vertrauen fassen können und sich an der digitalen Entwicklung ihrer Stadt beteiligen möchten?
In diesem Online Advisory Programme (OAP) des Internationalen Smart Cities Netzwerks (ISCN) waren Gäste aus Toronto, Porto und Regensburg mit an Bord, um genau dafür Beispiele zu zeigen. 

Jackie Lu von Helpful Places in Kanada stellte den Digital Trust for Places and Routines (DTPR) Standard vor, eine Symbolsprache und Taxonomie für die Kommunikation von Smart-City-Technologien im öffentlichen Raum, die in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Bürgern entwickelt wurde. Mit dem anschaulichen Vergleich zu Nährwertangaben auf Lebensmitteln zeigte Jackie, wie sie in transparenter und verständlicher Weise viele Informationen zu Smart City Technologien aufbereitet. So werden der Zweck der eingesetzten Technologie, der Technologietyp, der Datenprozess, die erhobenen Datentypen sowie Zugangs- und Speicherkategorien kompakt und verständlich dargestellt.

Jackie fasste zusammen, dass 

 

[DTPR dabei] hilft, die Lücke zwischen der Steuerung des Technologieeinsatzes in der Stadt, und einem öffentlichen Verständnis für diesen Technologieeinsatz zu überbrücken [Übers. d. Red.]

Dies war ein so überzeugender Ansatz, dass ein Teilnehmer im Publikum die DTPR-Taxonomie bereits parallel zur Veranstaltung für sein eigenes LoRaWan-Projekt in Deutschland übernahm. Höchstwahrscheinlich wurde damit ein neuer Geschwindigkeitsrekord hinsichtlich Lösungstransfer in der Geschichte der Online Advisory Programme des ISCN aufgestellt!.. 

Im Folgenden ist eine Aufnahme der Präsentation.

Visuelle Kommunikation von Smart-City-Maßnahmen in Porto

Joana Silva von Porto Digital präsentierte anschließend DTPR im städtischen Kontext, indem sie vorstellte, wie die Ausschilderungen an konkreten Pilotstandorten in Portugals zweitgrößter Stadt umgesetzt wurden. Am Anfang ihres Projekts stand eine Vorabbefragung der Bürgerinnen und Bürger darüber, was ihnen in Bezug auf Technologiekommunikation wichtig ist. Und tatsächlich äußerten mehr als 70 % dabei den Wunsch, dass installierte Technologie im öffentlichen Raum klar ausgeschildert werde. Interessanterweise fußten diese Positionen weniger auf Datenschutzbedenken, als auf dem proaktiven Anspruch, Vorteile und Herausforderungen der eingesetzen Technologie zu verstehen und einem Recht auf Information Geltung zu verschaffen.

In einer Nachbetrachtung wurde zudem bestätigt, dass tatsächlich eine beträchtliche Anzahl von Menschen mit den DTPR-Ausschilderungen und Symbolen im öffentlichen Raum interagierten und im Durchschnitt 2,5 Minuten auf jeder aufgerufenen Plattformseite verbrachten - ein ermutigender Wert, der wesentlich Höher ist, als was gemeinhin branchenübergreifend für die Aufenthaltsdauer von Websites angenommen wird.

Insgesamt konnte Porto Digital daher eine starke Übereinstimmung zwischen den Anforderungen der Bürger bezüglich Smart-City-Kommunikation und dem pilotierten DTPR-Projekt feststellen und beabsichtigt daher eine Verstetigung

Im Folgenden findet sich eine Aufzeichnung der Präsentation Joana Silvas von Porto Digital:

Eine Vielzahl an Kommunikationsmethoden und Einsichten aus Regensburg

Zu guter Letzt lieferte Katja Punk von der Stadt Regensburg einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Kommunikationsinstrumente, die sie und ihr Team einsetzen, um Smart-City-Strategie und -Maßnahmen greifbarer zu machen. Katja betonte dabei von Anfang an, dass Kommunikation und Partizipation nach Ansicht des Teams in Regensburg eigentlich immer stark verbunden werden sollten. Selten gehe das eine ohne das andere.

In einer einleitenden Analyse stellte sie zudem heraus, dass viele Akteure im Smart-City-Bereich das Konzept eher als Prozess darstellen und verbalisieren, statt auf Lösungen und Resultate abzustellen. Während dies in Fachgesprächen durchaus seine Berechtigung und Notwendigkeit habe, zähle für Bürgerinnen und Bürger vor allem Letzteres 
Doch auch mit einer solchen Schwerpunktsetzung bleiben Herausforderungen in der Kommunikation der "Smart City". Zum einen ist das Konzept immer noch für viele Menschen neuartig. Außerdem ist der Adressatenkreis sehr vielseitig und viele Maßnahmen befinden sich oft noch in der Umsetzungsphase. Digitale Projekte sind darüberhinaus naturgemäß weniger sichtbar als beispielsweise physische Bauprojekte der Stadt.

Um all diesen Herausforderungen dennoch zu begegnen, setzt das Team aus Regensburg auf eine große methodische Vielfalt. Kinder wurden eingeladen, Smart-City-Lösungen mit Legosätzen zu entwickeln, Erwachsene konnten mit Testplattformen experimentieren oder es wurden Workshops und "Sensorik-Spaziergänge" angeboten. Passend zum Fokus auf visuelle Kommunikation bei ihren Vorrednerinnen, konnte Katja ebenso auf mehrere Beschilderungsformen aus Regensburg hinweisen. Manche waren hierbei bewusst knapp gehalten und enthielten nur das Bild eines Sensors und einen kurzen Appell („Schau nach oben!“), um Passanten zur Interaktion via QR-Codes anzuregen. 

Eine Aufnahme des Vortrags von Katja Punk, Regensburg, findet sich folgend.

Das Q&A wurde im Anschluss an alle Präsentationen gebündelt. Getreu dem Hauptthema der Veranstaltung war die Beteiligung rege. Die ersten Fragen drehten sich um Lücken und Möglichkeiten, das universitäre Umfeld und die Jugend noch stärker in die Smart-City-Kommunikation einzubeziehen. Hierbei sahen auch die Rednerinnen noch Luft nach oben, hatten allerdings ebenso Beispiele parat, wie ihre Städte bereits durch Jugendprojekte, etwa in Form von Living Labs, aktiv seien. Das ISCN konnte zudem auf eines seiner vergangenen OAPs („Smart Cities und Universitäten“) verweisen, das sich genau mit dieser Frage befasste. 
Jackie Lu hatte zudem die Möglichkeit, die Skalierungsmöglichkeiten des DTPR-Ansatzes noch vertiefender zu erläutern. Während sich mehrere Städte wie Porto noch in der Validierungsphase befänden, haben einige bereits DTPR umfassender in ihre Verfahren zur Technologiebereitstellung integriert. Sie verlangen beispielsweise von Anbietern, dass sie während des Beschaffungsprozesses Angaben entsprechend der DTPR-Taxonomie  machen, oder nutzen das Konzept als Teil ihres Workflow-Managements oder für Prüfungsprozesse in der Verwaltung. Und auch einige Privatunternehmen nehmen bereits DTPR als Grundlage um proaktiver die Spezifikationen ihrer IoT-Produkte darzustellen. Es wird also sichtbar, wie sich durch die Open-Source-Basis ein lebendiges Ökosystem verschiedener Interessengruppen herausbildet!

Bleiben wir also weiter im Gespräch zu Smart City - zum Beispiel über das ISCN, das Sie jederzeit via iscn@giz.de für Kooperationsbedarfe, Rückfragen und Ideen kontaktieren können!

Contacts

Organisatorische Ansprechperson

Enoh Tabak

International Smart Cities Network (ISCN)
E-mail: iscn@giz.de