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Insbesondere in den Bereichen nachhaltige Flächennutzung, ökologische Stadtentwicklung oder wirtschaftliche Transformation steht Halle (Saale) vor großen Herausforderungen, die nach innovativen Lösungen verlangen. Mit dem urbanen digitalen Zwilling (UDZ) HAL-Plan entwickelt die Stadt ein leistungsstarkes, digitales Abbild, das datenbasierte Entscheidungen und eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung ermöglicht.
HAL-Plan ist mehr als ein Werkzeug – der urbane digitale Zwilling wird im engen Entwicklungsprozess auf die Bedürfnisse der Stadt zugeschnitten und schafft die Grundlage für eine integrierte und ganzheitliche Planung.
Der modulare Aufbau macht das System flexibel und erweiterbar. Zu den bereits verfügbaren Modulen gehören:
- Ein 3D-Modell-basiertes Planungstool zur Entwicklung realistischer Planungsszenarien mit präzisen Visualisierungen;
- ein Gewerbeflächentool zur Erfassung, Pflege und Visualisierung von Standort- und Umgebungsdaten mit dem Ziel einer effizienten Flächennutzung und
- ein Ökologietool zur Untersuchung von Temperatur-, Niederschlags-, Sonneneinstrahlungs- und Windeinflüssen auf Gebäude.
Diese Module unterstützen die (Re-)aktivierung brachliegender Flächen und fördern die Ansiedlung neuer Gewerbe. Gleichzeitig stärkt HAL-Plan die Bürgerbeteiligung, indem es Planungsprozesse durch Simulationen transparenter und verständlicher macht. Mit diesem maßgeschneiderten digitalen Werkzeug treibt Halle (Saale) die vernetzte, nachhaltige Stadtentwicklung voran. HAL-Plan setzt dabei neue Maßstäbe im Flächenmanagement und in der ökologischen Bewertung.
Was macht die Smart City Lösung besonders wirkungsvoll? Wie kann Ihre Kommune davon profitieren, die Lösung übertragen und nachhaltig nutzen? Entdecken Sie hier die Schlüsselfaktoren für den Erfolg dieser Lösung.
Erfolgsfaktoren zur Zielerreichung
Klar definierte, attraktive Anwendungsfälle
Das Smart-City-Team identifizierte in enger Zusammenarbeit mit den relevanten Fachbereichen konkrete Anwendungsfälle für Stadtplanung und Wirtschaftsförderung. In Workshops mit Fachbereichen wie Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz, Stadtplanung und digitaler Verwaltung sowie in bilateralen Gesprächen lag der Fokus darauf, Anwendungsfälle zu entwickeln, die sowohl praktikabel als auch nachhaltig sind. Auf dieser Grundlage konnte ein technischer Entwicklungspartner nutzerzentrierte Module entwickeln, die direkt in praxisnahen Szenarien getestet wurden.
Einsatz der OKR-Methode für klare Zielsetzungen
Durch die Einführung der „Objective Key Results“-Methode (OKR) setzte das Smart-City-Team gemeinsam mit einem technischen Dienstleister klare, messbare Ziele. Quartalsweise überprüften sie die Fortschritte, bewerteten die Ergebnisse und nahmen gezielte Anpassungen vor. Dieser iterative Ansatz sichert eine dynamische Entwicklung des HAL-Plans und erhöht langfristig die Zielerreichung.
Iterative Entwicklung mit Fokus auf Nutzbarkeit
Bereits nach einem Jahr präsentierte das Team ein Minimal Viable Product, welches die wesentlichen Kernfunktionen enthielt. Diese frühe Bereitstellung ermöglichte es den Fachbereichen, die Funktionalitäten in der Praxis zu testen und notwendige Anpassungen zu identifizieren. Das stellt sicher, dass die Lösung den späteren Anforderungen entspricht, ohne bis zur Fertigstellung des Endprodukts warten zu müssen.
Erfolgsfaktoren zur Übertragbarkeit
Skalierbarkeit auf Stadt- und Regionalebene
Der HAL-Plan ist darauf ausgelegt, dass er sich von einem quartiersbezogenen Ansatz im Osten von Halle auf die gesamte Stadt ausdehnen lässt. Diese schrittweise Skalierung ermöglicht es, bewährte Ansätze lokal zu testen und dann gesamtstädtisch zu replizieren. Zudem zielt das Projekt auf eine regionale Erweiterung ab, die umliegende Städte und Landkreise, wie den Burgenlandkreis, den Saalekreis und Leipzig, mit einbezieht. Mit diesem Ansatz wird HAL-Plan für größere geografische Gebiete nutzbar und schafft die Grundlage für eine überregionale Nutzung.
Integration bestehender Open-Source-Bausteine
Das Team prüft, wie sich bestehende Open-Source-Komponenten aus anderen Kommunen in die Entwicklung von HAL-Plan integrieren lassen. Dieser Ansatz reduziert nicht nur Entwicklungsaufwände, sondern fördert auch die Kompatibilität mit anderen Systemen. Das erleichtert die Übertragbarkeit erheblich und macht ihre Nutzung für andere Kommunen attraktiver.
Interkommunale Zusammenarbeit in der Region
Die enge Kooperation zwischen Halle (Saale) und dem umliegenden Saalekreis bildet die Grundlage für die Entwicklung gemeinsamer Lösungen. Entscheidungen zu Gewerbeflächen oder zum Infrastrukturausbau erfolgen in enger Abstimmung. Diese Abstimmung könnte HAL-Plan in Zukunft unterstützen. Zugleich kann dieses Modell anderen Regionen als Vorbild dienen, um die Übertragbarkeit auf größere Gebiete zu fördern. Erste Bestrebungen zielen bereits darauf ab, HAL-Plan auch auf Landesebene einzusetzen und damit die Reichweite des urbanen digitalen Zwillings weiter auszubauen. In einem ersten Pilotprojekt wird derzeit die Skalierung auf die Landeshauptstadt Magdeburg getestet.
Erfolgsfaktoren zur Verstetigung
Validierung der Nützlichkeit durch Fachabteilungen
Die Testphase des Minimal Viable Products verdeutlichte bereits den praktischen Nutzen der bestehenden HAL-Plan-Module. Die Fachabteilungen für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung bestätigten, dass die Funktionen effektiv bei der Zielsetzung unterstützten. Diese frühe Validierung stärkt das Vertrauen in den urbanen digitalen Zwilling als solide Basis für die langfristige Implementierung.
Flexible Module für den dauerhaften Betrieb
Für die Verstetigung des HAL-Plans stehen mehrere Betriebsmodelle zur Auswahl:
- interkommunale Entwicklungspartnerschaften, die den Austausch und die gemeinsame Weiterentwicklung fördern;
- kommunaler Eigenbetrieb, um die Kontrolle und Anpassung vor Ort zu sichern;
- Betrieb durch einen Dienstleister, um durch externe Expertise die Skalierbarkeit und Effizienz zu erhöhen.
Die finale organisatorische Verortung wird derzeit intensiv geprüft, um das optimale Modell für Halle (Saale) zu bestimmen.
Enge Abstimmung mit dem Bürgermeisterbüro
Die Entscheidungsfindung zur langfristigen Verstetigung von HAL-Plan erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Büro des Bürgermeisters. Dieser Austausch gewährleistet, dass die strategische Ausrichtung des HAL-Plans mit den Zielen der Stadt übereinstimmt und wichtige politische Rückendeckung erhält.

Weitere Informationen
Ausgangsbedingungen und Ziele
Lokale Herausforderungen
Halle (Saale) verfügt über unzureichende Gewerbeflächen, um neue Unternehmen anzusiedeln beziehungsweise bestehende zu erweitern. Insbesondere zusammenhängende Flächen mit mehr als zwei Hektar Fläche sind knapp, wodurch sich die Ansiedlung großer Unternehmen erschwert. Die aktuelle Nachfrage übersteigt hier derzeit das verfügbare Angebot. Zugleich stellt die kleinteilige Verteilung verfügbarer Flächen ein weiteres Hindernis dar.
Halle (Saale) steht – wie viele deutsche Städte – ebenfalls vor der Herausforderung, den vielfältigen Ansprüchen an eine lebenswerte und zukunftsfähige Stadt gerecht zu werden. Dies umfasst nicht nur die Bereitstellung von Gewerbeflächen, sondern auch die Koordination von Wohnungsbau, Mobilität und Klimaanpassungsmaßnahmen. Die unterschiedlichen Bedürfnisse der Fachbereiche und die komplexen Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, sozialer Infrastruktur und ökologischer Resilienz erfordern einen ganzheitlichen Planungsansatz der integrierten Stadtentwicklung.
Der HAL-Plan bietet hier als urbaner digitaler Zwilling eine innovative Lösung, die Daten aus verschiedenen Bereichen bündelt und visualisiert, um integrierte Entscheidungen zu erleichtern.
Planungsziele
Der HAL-Plan verfolgt einen beteiligungsorientierten und digitalen Ansatz, der auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) 2025 der Stadt festgesetzt ist. Die Hauptplanungsziele sind es Halle (Saale) als Technologie-, Wirtschafts- und Dienstleistungsstandort zu stärken und eine marktorientierte Gewerbegebietsentwicklung voranzutreiben. Dies soll die Wettbewerbsfähigkeit für Unternehmensansiedlungen erhöhen. Im halleschen Osten entsteht dazu ein Modellquartier, das durch die Entwicklung eines Wirtschaftsförderungskonzepts ergänzt wird.
Der HAL-Plan unterstützt diese Ziele direkt, indem der urbane digitale Zwilling digitale Instrumente und datenorientierte Prozesse für eine innovative Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung einsetzt. Mit optimierten Verwaltungsverfahren und verbesserten Beteiligungsprozessen in der Stadtplanung lässt sich die Planungssicherheit langfristig erhöhen. Gleichzeitig erleichtert dies die Entscheidungsfindung in komplexen, urbanen Kontexten, indem ökologische Aspekte wie Temperaturen und Niederschlagsmuster in die Planung integriert werden.
Ansatz zur Wirkungsmessung
Um den Erfolg und die Wirksamkeit des HAL-Plans zur erfassen, evaluiert Halle (Saale) folgende KPIs:
- Nutzungsaktivität und Beteiligung
- Zahl der aktiven Nutzerinnen und Nutzer der Tools in der Verwaltung
- Anzahl freigeschalteter Projekte für Bürgerbeteiligung
- Effizienzgewinne in Planungsprozessen
- Zeitersparnis in Planungsprozessen (bezogen auf einen Ausgangswert zu Projektbeginn)
- Anzahl durchgeführter Simulationen in Planungsprozessen unter Verwendung von HAL-Plan
- Datenintegration und -bereitstellung
- Anzahl verknüpfter Datenbestände
- Anzahl bereitgestellter Datensätze als Open Data
- innovative Einsatzbereiche und Zusammenarbeit
- Anzahl neuer Anwendungsfälle (Nachnutzung der Tools)
- Anzahl neu angesiedelter Unternehmen
- Anzahl neugebildeter Netzwerke und Kooperationen
All diese KPIs wurden vor Umsetzung der Maßnahme definiert und werden jährlich gemessen.
Entwicklung und Umsetzung
Prozessschritte
- Konzeptionsphase mit Workshops: Begleitet durch einen externen Dienstleister dauerte dieser intensive Workshopprozess ein Jahr.
- Entwicklung konkreter Anwendungsfälle: Ausgearbeitet in insgesamt 21 Workshops mit den Fachbereichen Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz, Stadtplanung und digitale Verwaltung und ergänzt durch zahlreiche bilaterale Termine.
- Strategiebeschluss und Mittelvergabe: Nach Verabschiedung der Strategie durch die Stadt erfolgte die Freigabe der notwendigen Mittel im Haushalt, um die Umsetzung zu ermöglichen.
- Vergabeprozess und Zuschlag: Um den Vergabeprozess zu starten, wurde das in der Strategiephase erstellte Lastenheft an die Submission übergeben, um ein EU-weite, offenes Vergabeverfahren mit anschließender Auswahl des Dienstleisters zu veranlassen.
- Entwicklung der Software: Technische Dienstleister haben das Minimal Viable Product entwickelt, mit relevanten Fachabteilungen getestet und anhand der Rückmeldungen weiterentwickelt.
- Nutzungseinführung in der Stadtverwaltung und in der Bevölkerung.
- Skalierung: Medienkampagne zur Bekanntheitssteigerung in der Bevölkerung und als Wettbewerb für weitere Kommunen, die den HAL-Plan kostenlos testen können. Halle (Saale) erhält dadurch Feedback für die Weiterentwicklung.
Darüber hinaus hat das Projektteam diesen Prozess durch die fortlaufende interne und externe Kommunikation von Zwischenergebnissen und den interkommunalen Erfahrungsaustausch mit Smart-City-Projekten und in der Region begleitet.
Governance
Die Stadt Halle (Saale) hat während der Strategiephase ein Smart-City-Büro in der Stadtverwaltung eingerichtet, welches die Steuerung und das Projektmanagement auch in der Umsetzungsphase übernimmt. Für das Handlungsfeld Wirtschaft wurden zwei neue Stellen geschaffen.
Unterstützt wird das Smart-City-Büro durch die Fachbereiche Stadtentwicklung und Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung sowie durch die Abteilung IT und Digitale Verwaltung. Die Umsetzung der Maßnahme HAL-Plan ist in der Stadtverwaltung Halle (Saale) primär in den Fachbereichen Stadtentwicklung und Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung verankert und wird dort inhaltlich begleitet. Die technische Umsetzung und Softwareentwicklung wird mit dem Entwicklungspartner Form Follows You realisiert.
Steuerung und Koordination der Umsetzung übernimmt das Smart-City-Büro, um wichtige Schnittstellen sowie Kommunikations- und Informationsflüsse sicherzustellen. Da die Maßnahme verwaltungsinterne Arbeitsprozesse verändert, wird auch die Abteilung IT und Digitale Verwaltung fortlaufend mit einbezogen. Sie gestaltet die Veränderungsprozesse mit und stellt die informationstechnischen Bedarfe an Infrastrukturen, Standards, Schnittstellen und Datenschutzanforderungen in Zusammenarbeit mit dem zentralen IT-Dienstleister IT-Consult Halle GmbH zusammen. Um die Perspektiven und Bedarfe der Verwaltungsmitarbeitenden immer im Blick zu behalten, begleiten auch das Team Organisationsentwicklung und der Personalrat die Umsetzung mit.
Kosten bei Beschaffung und Betrieb
Gesamtkosten: 3.000.000
Personalkosten | Sachkosten | Investive Kosten | |
Anschaffung | 2 neue Stellen | 100.000 € | 2.207.866,50 € |
Betrieb |
Partizipation und Kommunikation
Projektmanagement
Die Entwicklungsphase wird intern kontinuierlich durch regelmäßige Jour Fixes sowie technische Updates mit der Arbeitsgruppe – bestehend aus dem Smart-City-Projektbüro, der Wirtschaftsförderung, der Stadtentwicklungsplanung sowie einer externen Entwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft – begleitet. Als Projektmanagementtool wird die Software „Stackfield“ genutzt.
Bürgerbeteiligung
Regelmäßige Pressemeldungen informieren die Bürgerinnen und Bürger zum Stand des HAL-Plans.
Interkommunale Zusammenarbeit
Der Wettbewerb HAL-Plan bietet Kommunen die Gelegenheit, ihre Projekte einzureichen, um den urbanen digitalen Zwillingkostenlos zu testen. Ziel ist es, verschiedene kommunale Projekte mit Schwerpunkten wie Planung, Ökologie oder Flächenentwicklung auszuwählen, die zu den Funktionen des HAL-Plans passen. Die teilnehmenden Kommunen können während einer sechsmonatigen Testphase die Software nutzen und dabei wertvolles Feedback geben, um die Entwicklung des urbanen digitalen Zwillings weiter voranzubringen.
Technische Infrastruktur
Funktionsumfang:
- Grundfunktionen einer webbasierten Anwendung für die Nutzung auf Planungstischen, Computern und mobilen Geräten.
- geplante Erweiterung um KI-Komponenten für Analysen und Open-Data-Module für Analyse-Tools.
Software & Hardware:
- Softwareeigenentwicklung in Zusammenarbeit mit Form Follows You
- Serverbetrieb aktuell noch über Form Follows You. Dieser soll zukünftig über einen städtischen Server für den urbanen digitalen Zwilling erfolgen.
Schnittstellen & Standards:
- WMS (Web Map Service)/WFS (Web Feature Service)-Schnittstellen
- Das GIS (Geoinformationssystem) von Form Follows You bietet eine direkte Anbindung an die GIS-Plattform der Firma für weiterführende Analysen.
- Der Zugriff auf das Geodatenportal des Landes Sachsen-Anhalt ermöglicht das Abrufen und Einbinden von Geodatenbeständen aus der landesweiten Datenbank.
- Das kommunale GIS-System (KomGIS) integriert kommunale Anwendungen.
- CityJSON ist eine standardisierte Schnittstelle für 3D-Stadtmodelle.
- Anbindung an interne Systeme wie COBRA und CSV-Import.
- Integration externer Plattformen, zum Beispiel Immobilienscout.
Datengrundlagen
Bestehende Daten:
- Geodaten des Landes Sachsen-Anhalt: Flächennutzungspläne, Bebauungspläne, Landschaftsschutzgebiete, Flurstücksdaten
- 3D-Daten: Luftbilder und 3D-Stadtmodelle
- Immobilienbestände: bestehende Datenbanken
- Grünflächenkataster (aktuell in der Einbindung)
Neue Daten (geplant):
- Echtzeitdaten und Sensordaten, insbesondere aus dem Mobilitätsbereich oder auch Bodenfeuchte, Lärmmessungen, Temperaturdaten
Ausblick:
Aktuell werden noch keine neu gewonnenen Daten in das System eingepflegt. Perspektivisch ist jedoch der Zugriff auf die zukünftige urbane Datenplattform der Stadt Halle (Saale) denkbar. Außerdem könnten die gewonnenen Daten aus dem Handlungsfeld Mobilität, darunter Echtzeitdaten und Sensordaten zum Beispiel aus dem Verkehr, in das System integriert werden.