Menschen stehen sich in einer Veranstaltung gegenüber und lachen
In interaktiven Formaten kamen die Teilnehmenden der Regionalkonferenz im Landkreis Sankt Wendel direkt miteinander ins Gespräch. Tobias Serf

21. Regionalkonferenz im Landkreis Sankt Wendel: kooperativ, bürgernah, innovativ

Wie können digitale Lösungen das Leben für Menschen in ländlichen Räumen verbessern? Bei der Regionalkonferenz der Modellprojekte Smart Cities (MPSC) am 3. April 2025 im saarländischen Landkreis Sankt Wendel diskutierten 95 Teilnehmende, wie zukunftsfähige, smarte Lösungen und Konzepte die digitale Innovation besonders im ländlichen Raum voranbringen.

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Publikum in einem großen runden Saal vor einer Bühne
Auch die Sitzordnung im großen, runden Saal der Europäischen Akademie Otzenhausen förderte die Kommunikation unter den Teilnehmenden. Tobias Serf

Mutig sein, Menschen mitnehmen, miteinander entwickeln: Das sind wichtige Erfolgsfaktoren für smarte Städte und Regionen. Wie Kommunen mit smarten Lösungen, digitalen Werkzeugen und Strategien gerade ländliche Regionen attraktiv und zukunftsfähig gestalten können, darüber sprachen die Teilnehmenden der Regionalkonferenz aus kommunaler Praxis, Politik und Wirtschaft. Unter dem Titel „Gemeinsam stark – Zukunftsfähige Konzepte und smarte Lösungen für ländliche Räume“ bot die Konferenz ein vielfältiges Programm mit wertvollen Impulsen, praxisnahen Workshops und inspirierenden Diskussionen und Networking-Formaten. 

Zur Eröffnung betonte Udo Recktenwald, Landrat von Sankt Wendel, wie wichtig es sei, Digitalisierung als Chance zu vermitteln und den Menschen zu zeigen, wie digitale Lösungen ihre Mobilität oder Dorfgemeinschaft stärken können. Smarte Region, das bedeute: „Mehr Bürgerservice, weniger Kosten.“ Das zu kommunizieren, erhöhe auch das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik. Kommunen sollten deshalb „in die Lage versetzt werden, ihren Aufgaben der Daseinsvorsorge gerecht werden zu können, um dadurch die Demokratie als solche zu stärken.“ Renate Mitterhuber, Leiterin des Referats Smarte Städte und Regionen im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), bekräftigte den Pioniercharakter und die modellhafte Strahlkraft, die gerade von den Maßnahmen und Kooperationen der Modellprojekte Smart Cities in ländlichen Regionen ausgehe. Jetzt gelte es, diese Wissensschätze „zu erhalten und weiterzugeben, damit alle Kommunen von diesen Zukunftsinnovationen profitieren.“ Felix Rudroff, Leiter des Projektbüros der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS), zeigte in seinem Impuls, wie smarte Städte und Regionen bereits heute das Leben der Menschen verbessern – zum Beispiel in den Bereichen Klimaschutz und Katastrophenvorsorge, Mobilität oder gesellschaftliche Teilhabe. Die Modellprojekte Smart Cities seien gute Beispiele dafür, wie das Förderprogramm nachhaltige Lösungen fördere und die Handlungsfähigkeit der Kommunen stärke.


Gemeinsam stark im „Smart Wendeler Land“: Noch attraktiver dank Smart City

„Nicht nur verwalten, sondern gestalten!“ – Diese Erfahrung nannte Philipp Reis, CDO des Modellprojekts Smart Cities Sankt Wendel, als Erfolgsfaktor seiner Kommune. Ein besonders gutes Beispiel sei die Maßnahme „360 Grad“, eine AR-/VR-Anwendung, die „die Kulturschätze der Region auf die digitale Ebene hebt“. Sein Rat an andere Kommunen: „Trauen Sie sich etwas, seien Sie mutig. Auch Scheitern ist eine Erfahrung, die letztlich weiterbringt.“

 

Impressionen zur Veranstaltung

Workshops: Potenziale entdecken, Resilienz stärken, Mobilität fördern

In drei angebotenen Workshops konnten die Teilnehmenden nach verschiedenen Inputs aus den MPSC ihre Ideen und Erfahrungen vertiefen.

 

  • Workshop A: Zwischen Apps und Plattformen – Das Potenzial gemeinsam entwickelter Anwendungen für ländliche Räume

Nach einem Input zu Open Source, Communitys und Entwicklungspartnerschaften wurden Lösungen zur Urbanen Datenplattform und zur Gesundheits- und Pflegeplattform in Sankt Wendel vorgestellt. Darauffolgend entspann sich eine lebhafte Diskussion – unter anderem zu Sicherheit, Community Management, Digitaler Souveränität, nachhaltigem Betrieb, Entwicklungspartnerschaften sowie zu Beschaffung und Vergabe.

Der Workshop beleuchtete den Einsatz digitaler Technologien im Katastrophenschutz und stellte dabei die digitale Sensortechnik in Zusammenarbeit mit dem Smart Wendeler Land vor; insbesondere das installierte Wetterradar auf dem Schaumberg, das präzise Vorhersagen zu drohenden Wetterfronten ermöglicht. In der anschließenden Gruppenarbeit entwickelten die Teilnehmenden dann selbst Einsatzkonzepte zu Katastrophenfällen mit Hilfe von Bodensensorik, Luftqualität, Drohneneinsätzen und Einsatzraumgestaltung. Das Fazit des Workshops: Digitale Daten sind eine große Hilfe, erfordern jedoch die richtige Interpretation und enge Kommunikation zwischen den Einsatzkräften und Kommunen.

 

  • Workshop C: Smarte Wege für ländliche Mobilität

Nach zwei Praxisinputs setzten sich die Teilnehmenden in einer Zukunftswerkstatt mit Herausforderungen und Perspektiven ländlicher Mobilität auseinander. Nach einer Vorstellung des smarten Wendelmobils, das auf dem Erzmobil aus dem sächsischen Zwönitz aufbauend konzipiert wurde, präsentierte das Modellprojekt Smart Cities des Landkreises Kusel die Planungen für Mobilitätsstationen im dortigen Landkreis. Die Zukunftswerkstatt im Anschluss zeigte, wo die individuellen Bedarfe liegen. Dabei wurde deutlich: Kommunen brauchen eine bessere Bündelung von Informationen und eine kluge Abstimmung zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln, um Projekte ressourcenorientiert und bürgernah umsetzen zu können. Außerdem sollten sie ihre Erfahrungen teilen und voneinander lernen.   

 Impressionen aus den Workshops

Fishbowl-Diskussion: Smarte Regionen als Zukunftsmodell im ländlichen Raum

In einer dynamischen Diskussion wurden Wege diskutiert, wie smarte Regionen als Zukunftsmodelle im ländlichen Raum funktionieren und das Leben der Menschen spürbar verbessern können. Zentrale Erkenntnisse der Runde mit Elena Yorgova-RamanauskasStaatssekretärin im Landesministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie, Saarland, Sebastian GreiberBürgermeister der Gemeinde Wadgassen, Renate MitterhuberBundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Philipp Reis, CDO Modellprojekt Smart Cities Sankt Wendel, und Jan-Philipp ExnerEast Side Fab, waren:

  • Smart City ist kein digitales „Add-on“, sondern zentrales „Handwerkszeug“ für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung zur Sicherung der kommunalen Daseinsvorsorge, besonders im ländlichen Raum. Ein Vorschlag, um Projekte langfristig finanzieren, fortführen oder sogar Förderungen ausweiten zu können: die politische Verankerung der Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge auf politischer Ebene.
  • Besonders in ländlichen Regionen gilt: Menschen mitnehmen, regionale Wirtschaft einbinden, offen kommunizieren.
  • Eine stärkere Zusammenarbeit von Bund und Ländern ist ein wichtiger und aktuell nächster Schritt, um erprobte Smart-City-Lösungen weiter betreiben und übertragbar gestalten zu können.
  • Solide, nachhaltige digitale Infrastrukturen sind der zentrale Erfolgsfaktor für smarte Städte und Regionen. 
  • Smart City ist ein Change-Management-Prozess, der projektorientierte Denk- und Arbeitsweisen voraussetzt: den Mut, Prozesse grundsätzlich zu hinterfragen und umzugestalten. 
  • Das Open-Source-Gebot des Förderprogramms [Guidelines] bildet die technische Grundlage für die Transparenz und Übertragbarkeit der Lösungen – auch wenn die langfristige Pflege der Open-Source-Projekte die Kommunen vor Herausforderungen stellt. Sie sollten deshalb langfristig planen und sich gegebenenfalls Unterstützung holen.

     

Gute Beispiele live erleben: Exkursion und Get-together

Abgerundet wurde die Regionalkonferenz durch einen „Markt der Möglichkeiten“, auf dem sich regionale Smart-City-Projekte vorstellten, sowie durch eine Exkursion mit Einblicken in Sensorikanwendungen. Beim abschließenden Get-together auf dem Schaumberg wurden neue Netzwerke geknüpft – vor einem Panoramablick auf das „Smart Wendeler Land“. Die Veranstaltung zeigte: Smarte Regionen sind kein Zukunftsversprechen, sondern vielerorts bereits Realität. Entscheidend bleibt, dass Kommunen voneinander lernen und gemeinsam mit und für Menschen digitale Lösungen entwickeln. Denn digitale Transformation basiert nicht nur auf Technik, sondern sie braucht Begegnung, Weitsicht und vertrauensvolle Zusammenarbeit. 

Regionalkonferenzen der Modellprojekte Smart Cities

Die Modellprojekte Smart Cities laden regelmäßig in unterschiedliche Regionen Deutschlands ein, die Ergebnisse ihrer Arbeit vor Ort zu entdecken und kennenzulernen. Die Veranstaltungen richten sich an Vertreterinnen und Vertreter aller Kommunen aus der Region, die sich zum Thema Smart City informieren und austauschen wollen. Es erwartet Sie ein vielfältiges, interaktives Programm. Erfahren Sie mehr über das Modellprojekt Smart Cities Sankt Wendel und über weitere spannende Praxisbeispiele.

Auf dem Markt der Möglichkeiten können Sie mit Kommunen aus Ihrer Region in Kontakt treten sowie sich über deren Smart-City-Angebote informieren. 

Contacts

Fachliche Ansprechperson

Felix Rudroff

Projektbüro KTS / DLR Projektträger
Tel.: +4922838211156
Organisatorische Ansprechperson

Kirsten Bauer

DLR-PT
Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities / DLR Projektträger

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