Berlin auf einen Blick
Bundesland | Berlin |
---|---|
Einwohnerzahl | 3.755.251 |
Stadtgröße | Großstadt |
Fläche | 891,12 Quadratkilometer |
Phase | Umsetzungsphase nach Strategiephase |
Bundesland | Berlin |
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Einwohnerzahl | 3.755.251 |
Stadtgröße | Großstadt |
Fläche | 891,12 Quadratkilometer |
Phase | Umsetzungsphase nach Strategiephase |
Im 21. Jahrhundert sind die Herausforderungen für Städte größer denn je: Ressourcenknappheit, Klimakrise, zunehmende Konflikte und gesellschaftliche Spaltung fordern kreative und innovative Lösungen. Gleichzeitig wachsen mit dem technischen Fortschritt auch die Handlungsoptionen und Verantwortlichkeiten von Städten, die als demokratische Gemeinschaften eine besondere Chance haben, Antworten auf diese Herausforderungen zu finden.
Berlin will dieses Potenzial auf verantwortungsvolle Weise nutzen. Dabei sollen Wissen und Technologie souverän eingesetzt werden, um eine Stärkung des Gemeinwohls zu erreichen. In Berlin sollen alle Bewohner:innen befähigt werden, an dieser Entwicklung mitzuarbeiten. Mit nachhaltigen und sozial gerechten Lösungen soll der Alltag in der Stadt lebenswerter und zukunftsfähig gestaltet werden. In diesem Prozess orientiert sich Berlin als smarte Stadt an klaren Zielen zur Stärkung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Daseinsvorsorge und Teilhabe.
Nachhaltige Stadtentwicklung, inklusive der notwendigen Neuaufteilung städtischer Flächen, zum Beispiel für die Mobilitätswende, können nicht mit den Prozessen des 20. Jahrhunderts gelingen. Neben den externen Herausforderungen wie der Klimakrise sind gleichzeitig nachvollziehbare Veränderungsängste vorhanden. Diese Herausforderungen erfordern, dass wir ihre Komplexität verstehen und trotzdem effizient handeln können. Die Voraussetzung dafür ist ein kooperatives Vorgehen der Politik und Verwaltung, in enger Abstimmung mit zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren.
Die Stadt Berlin will schon lange smarter werden und ist trotzdem an vielen Stellen noch nicht auf dem wünschenswerten Stand. Dabei ist die Stadt voll von Wissen, engagierten Akteur:innen und vielversprechenden Projekten. Was fehlt, ist eine zentrale Steuerung der vielen Impulse: Das Verwaltungshandeln funktioniert noch zu oft in Silos und die Bürokratie steht der Veränderung häufig im Weg, statt sie zu unterstützen. Mit der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin sollen neue Wege gefunden, neue Werkzeuge erprobt und weiterentwickelt werden, um diesen Schwierigkeiten effektiv zu begegnen. Wie die Erarbeitung der Strategie begreifen wir auch die Umsetzung und den Lernprozess, als Aufgaben, die nur partizipativ funktionieren. Die Umsetzung soll gemeinsam mit der Stadtgesellschaft erfolgen, auch um die Sichtbarkeit in der gesamten Stadt zu erhöhen und zu einem spürbaren Erfolg im Alltag aller Berlinerinnen und Berlinern zu werden.
Nicht Technologie soll die Stadt treiben, Digitalisierung soll helfen, die Stadt menschengerecht zu gestalten.
“Gemeinsam Digital: Berlin” ist eine Fusion aus der Berliner Digitalstrategie und der Smart City-Strategie. Während die Smart City-Strategie die Vision für das Zusammendenken von Stadtentwicklung und Digitalisierung in Berlin darstellt und Ziele definiert, bringt die Digitalstrategie die Umsetzungskompetenz dafür ein. Von Anfang an haben wir auf umfangreiche Beteiligungsansätze gesetzt und sehen Digitalisierung als einen der großen Hebel für positive Veränderung in der Entwicklung der Stadt und dem Angebot der Berliner Verwaltung. Die Digitalisierung und die Anwendung von Technologien werden nicht als Selbstzweck betrachtet, sondern werden für eine lebenswerte und zukunftsfähige Stadt eingesetzt.
Die Strategie “Gemeinsam Digital: Berlin” gibt uns sowohl die Richtung vor als auch Werkzeuge an die Hand. Die Strategie enthält einen Wertekompass, Ziele, Maßnahmen und ein Konzept zur Umsetzung. Innerhalb der Bundesförderung “Modellprojekte Smart Cities” werden fünf Pilotprojekte durchgeführt. Genauso müssen aber auch zentrale Maßnahmen der digitalen Infrastruktur angegangen werden, also solche, die es zwingend braucht, um u.a. eine Kooperation innerhalb der Verwaltung und mit der Stadtgesellschaft zu ermöglichen. Das Umsetzungskonzept beruht auf einem standardisierten Vorgehen für das Aufsetzen von komplexen Projekten und soll kontinuierlich weiterentwickelt werden.
In der Verbindung von Stadtentwicklung und technologischen Aspekten sowie Zielen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes hat das Thema Smart City zahlreiche Anknüpfungspunkte an bestehende Strategien des Landes Berlin und an die Richtlinien der Regierungspolitik. Als Querschnittsthema unterstützt die Smart City die Umsetzung durch den Einsatz digitaler Werkzeuge, neuer Arbeitsweisen und Kooperationsformen. Dabei sollen keine Parallelstrukturen geschaffen, sondern ein vernetztes, ressort- und sektorübergreifendes Handeln unter einem gemeinsamen Leitbild gefördert werden.
Im Verständnis von “Gemeinsam Digital: Berlin” werden Herausforderungen ‘smart’, das heißt kreativ, offen, partizipativ und zweckmäßig, angegangen. Dabei werden Digitalisierung und Technologie als Werkzeuge betrachtet, die gesellschaftlichen Nutzen erzeugen und das demokratische Gemeinwesen stärken können. ‘Smart’ beschreibt dabei die Art und Weise, wie bestehende Ziele erreicht werden:
In dem Verständnis der Strategie “Gemeinsam Digital: Berlin” kann die konkrete Aushandlung des Gemeinwohls jedoch nur gemeinsam mit der Stadtgesellschaft1 erreicht werden.
Berlin setzt im Prozess der Entwicklung und Umsetzung der neuen Strategie auf Teilhabe und Mitgestaltung. Die Strategie wurde aus der Überzeugung heraus entwickelt, dass die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft nur mit der gesamten Stadtgesellschaft erfolgreich angegangen werden können. Die Strategie entstand daher nicht allein aus der Verwaltung heraus, sondern es wurden neue Ansätze zur Strategieentwicklung erprobt, die auch als Lernerfahrung für die gemeinsame Umsetzung dienen sollen. Dabei wurde im gesamten Prozess darauf geachtet, dass möglichst viele Perspektiven aus der Berliner Stadtgesellschaft vertreten waren. So sollten Berlinerinnen und Berliner konkret die Möglichkeit erhalten, an der Ausarbeitung mitzuwirken, aus ihrer Sicht die Herausforderungen und Bedarfe zu benennen, Ziele zu formulieren und Maßnahmen vorzuschlagen.
1 Der Begriff Stadtgesellschaft bezieht sich in der Smart City-Strategie auf die vielfältigen Gruppen, die die Berliner Gesellschaft auszeichnen. Dazu zählen Verwaltung und Politik, Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft, die organisierte Zivilgesellschaft und die Berlinerinnen und Berliner.
Aus der Bundesförderung werden in der laufenden Phase B folgende fünf Projekte umgesetzt:
Vom Vor- zum Stadtplatz – smarte Räume gestalten und betreiben: Das Pilotprojekt SMART SPACE Hardenbergplatz möchte den Bereich vor dem Bahnhof Zoologischer Garten bis 2026 gemeinsam mit der Berliner Stadtgesellschaft von einem gewöhnlichen Bahnhofsvorplatz zu einem Stadtplatz mit erhöhter Aufenthaltsqualität und smarten Mobilitätsangeboten weiterentwickeln. SMART SPACE Hardenbergplatz verfolgt einen transdisziplinären Ansatz, der Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenführt. Gleichzeitig gilt es, die Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger als Nutzerinnen und Nutzer des Vorplatzes in die Beteiligung mit einzubeziehen. Um Flächen wie den Hardenbergplatz zukünftig bedarfsgerechter zu gestalten, braucht es neue Formen der Verwaltung öffentlicher Flächen, zum Beispiel in Form innovativer Betreibermodelle.
Folgende Ziele sollen innerhalb des Förderprojektes SMART SPACE Hardenbergplatz umgesetzt werden: Bestehende Nutzungsansprüche und -konkurrenzen am Hardenbergplatz identifizieren, flexible Nutzbarkeit und effiziente Verwaltung des öffentlichen Raums, Entwicklung eines übertragbaren Betreibermodells, modellhafter Einsatz smarter Technologien durch Integration einer prototypischen Verhandlungsplattform, Verbesserung der Anschlussmobilität vor Ort durch ein breiteres Mobilitätsangebot, Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch temporäre Platzgestaltung mittels Pop-up-Interventionen.
Die rasante Urbanisierung stellt die städtische Gesellschaft vor immense Herausforderungen. Kommunen, darunter auch die Stadt Berlin, gelangen an ihre Kapazitätsgrenzen. Die daraus entstehenden Probleme sind vielschichtig und benötigen ganzheitliche, interdisziplinäre Lösungsansätze. Eines dieser Probleme ist die Luftqualität im urbanen Raum. In Berlin werden regelmäßig gesundheitsschädigende Höchstwerte gemessen. Doch oft verhindern verschiedene Rechtsunsicherheiten und bestehende organisatorische Rahmen die gezielte Einführung von lösungsorientierter, datengetriebener Innovation. Im Projekt wird folgende Fragestellung untersucht: Wie können öffentliche Verwaltungen, wirtschaftliche Akteure und die Zivilgesellschaft beim Thema Datennutzung und -verarbeitung gemeinwohlorientiert und auf Augenhöhe zusammenarbeiten? Im Zentrum dieses Projektes steht die Entwicklung eines Data-Governance-Konzeptes für die datengetriebenen Daseinsvorsorge, das über den Anwendungsfall hinaus auch auf andere Kommunen und Herausforderungen übertragbar ist. Die Entscheidungsfindung soll dabei künftig automatisiert möglich sein.
Das Projekt arbeitet an einem Aspekt, der Teil einer zentralen Fragestellung ist: Wie kann Berlin resilient gegenüber den Folgen des Klimawandels werden? Das Projekt Smart Water soll die Integration von blau-grünen Infrastrukturmaßnahmen in der Stadt in behördliche Planungsprozesse verbessern und die Akzeptanz dieser Maßnahmen in der Bevölkerung erhöhen. Gleichzeitig soll neben diesen Klimavorsorgemaßnahmen auch eine schnellere Risikokommunikation im Falle von Starkregenereignissen erfolgen. Diese Ziele werden mittels der folgenden drei Prototypen konkret umgesetzt:
Im Rahmen von Partizipationsprozessen werden Interessen durch geringe, nicht repräsentative Beteiligung tendenziell verzerrt. Einzelne Interessensgruppen bekommen dadurch ein starkes Gewicht. Beispielsweise machen bei Bürgerinnen und Bürgerhaushalten oder Stadtteilbudgets in den Bezirken oft dieselben – wenigen – Bürger/-innen oder Gruppen mit und bringen ihre Ideen ein. Aktivierende, digital gestützte Beteiligungsmethoden und neue Interaktionsformen, die diskriminierungsfrei ausgestaltet werden, helfen, ein vielfältiges Spektrum an Menschen zu erreichen. Gleichzeitig müssen die verwaltungsinternen Abläufe zur Bearbeitung der Projektgelder auf eine steigende Antragswelle eingestellt werden. Auch hierfür sollen neue digitale Möglichkeiten eruiert werden.
Um das Interesse und die Teilnahme von Bürgerinnen und Bürgern aus verschiedenen Herkunfts-, Alters- und Sozialstrukturen an Beteiligungsformaten zur gemeinsamen Stadtgestaltung zu erhöhen, soll das Zusammenspiel von digitalen und analogen Partizipations- und Interaktionsmethoden analysiert und verbessert werden. Was kann und muss ein digitales Tool leisten, um vielfältigere Zielgruppen für Beteiligungsprozesse zu erreichen und gleichzeitig eine Entlastung der verwaltungsinternen Arbeitsabläufe zur Bearbeitung der Ideeneinreichungen (auch über KI-gestützte Arbeitsabläufe) zu gewährleisten? Wie können Hürden zur Teilnahme abgebaut und neue Beratungs- und Antragsprozesse auch im digitalen Raum diskriminierungs- und barrierearm gestaltet werden? Diese und weitere Fragen sollen im Anwendungsfeld der im Bezirk bereits etablierten Kiezkassen untersucht und beantwortet sowie auf Skalierbarkeit in landesweiten Beteiligungsformaten geprüft werden.
Die zentrale Fragestellung dieses Projektes lautet: Wie können sich Bürgerinnen und Bürger im Fall eines flächendeckenden Stromausfalls über die Krise informieren und dringende Handlungsbedarfe kommunizieren? Für die Resilienz einer zunehmend digitalisierten Stadt bedarf es einer krisensicheren Kommunikationsinfrastruktur. Die Kiezbox 2.0 stellt in einem Pilotgebiet zwischen Bayerischer Platz und EUREF Campus bei Stromausfall solar- bzw. batteriebetriebene Hotspots für ein öffentliches Wifi zur Verfügung. Rettungsdienste bzw. Unternehmen der kritischen Infrastruktur oder Bürgerinnen und Bürger können darüber mit ihrem Smartphone kommunizieren und dringende Handlungsbedarfe ermitteln. Außerhalb des Krisenfalls kann die Kiezbox 2.0 städtische Sensordaten, wie Temperatur, Luftqualität, Lärm, erfassen und für eine öffentliche, zivilgesellschaftliche oder wirtschaftliche Nutzung bereitstellen.