Stadtansicht Zwönitz in Sachsen
Patrick Eichler_Greifensteinregion

Regionalkonferenz in Zwönitz: Digitalisierung ist Strukturpolitik – Smart-City-Impulse aus dem Erzgebirge

Wie gelingt Strukturwandel im ländlichen Raum? Diese Frage stand im Zentrum der 24. Regionalkonferenz Smart Cities in Zwönitz. Rund 70 Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunen, der Landes- und Bundesebene, aus Wissenschaft und Praxis kamen im "Buntspeicher" zusammen, um zu diskutieren, wie Smart City und digitale Transformation Regionen zukunftsfähig machen können – jenseits großstädtischer Perspektiven.

Event details

Datum
04.12.2025, 09:30 - 17:00
Art der Veranstaltung
Offline (persönlich)
Dokumentation
Veranstaltungsort

Buntspeicher
Speicherstraße 1
08297 Zwönitz
Deutschland

Paragraphs

Strukturwandel im Erzgebirge: gestern Industrie, heute Digitalisierung

Zwönitz ist ein Ort mit Geschichte – und mit Zukunft. Wo 1912 der Buntspeicher Arbeitsplätze schuf und Menschen anzog, entsteht heute ein Innovations- und Gründerzentrum, das neue Formen von Arbeit, Mobilität und Zusammenarbeit ermöglicht. Was damals die Industrialisierung war, ist heute die Digitalisierung, ein tiefgreifender Wandel von Lebens- und Arbeitswelten.

Zwönitz' Oberbürgermeister Wolfgang Triebert machte in seinem Grußwort daher deutlich, wofür das Modellprojekt Smart Cities Zwönitz steht: Der Mensch ist Maßstab der Smart City – nicht die Technik. Die Stadt habe den Mut gehabt, Fördermittel als Gestaltungsinstrument zu begreifen und langfristige Strukturen aufzubauen. Der Buntspeicher sei Sinnbild dieses Anspruches: Aus einem denkmalgeschützten Leerstand wurde ein lebendiger Ort für Innovation im ländlichen Raum. Triebert appellierte daher: „Unterstützen Sie die Macher!“ 

Für das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) betonte Jens Freudenberg, dass Smart City nicht an Stadtgröße gebunden sei. Es gehe um Lösungen, die skalierbar, übertragbar und alltagstauglich seien – gerade in kleinen Kommunen. Was Zwönitz in den vergangenen Jahren aufgebaut habe, sei sichtbar, funktional und damit Vorbild für andere Regionen.

Der Chief Digital Officer der Stadt, Dr. Martin Benedict, unterstrich den Zwönitzer Ansatz: Digitalisierung beginne nicht mit Technik, sondern mit einer klaren Frage nach dem gesellschaftlichen Nutzen. Ziel sei es, Daseinsvorsorge zu sichern, Wirtschaft zu stärken und Lebensqualität zu erhöhen. Zwönitz arbeite dafür in sechs Handlungsfeldern – von Mobilität über Verwaltung bis Umwelt –, stets mit dem Fokus auf konkrete Wirkung. Dies sehe man an den beiden Paradeprojekten, dem Buntspeicher und dem ERZmobil

Einen internationalen Blick brachte Miloslav Dvořák, Chief Digital Officer der tschechischen Stadt Bílina, ein. Smart-City-Anwendungen wie Umweltmessungen, digitale Bürgerdienste und Sicherheitslösungen hätten spürbare Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl und die Attraktivität der Stadt. Digitalisierung wirke – wenn sie ganzheitlich gedacht werde.

 

Förderung neu denken: drei Leitplanken für den Strukturwandel

Ein zentrales Thema der Podiumsdiskussion während der Konferenz mit Jens Freudenberg, Klaus Kühling, Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung, Jan Kammerl, Stellvertretender Geschäftsführer / Wirtschaftsservice, Fördermittelberatung & Kooperationsanbahnung der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH, und Dr. Martin Benedict war die Frage, wie Förderpolitik zukünftig ausgestaltet sein muss, um Strukturwandel wirksam zu begleiten. In vielen Beiträgen verdichtete sich ein klarer Dreiklang für zukünftige Programme:

  1. Förderung muss dauerhafte Geschäfts- und Gesellschaftsmodelle ermöglichen – nicht nur Projekte auf Zeit.
  2. Programme müssen verlässlich, das heißt finanziell ausreichend ausgestattet und langfristig planbar sein.
  3. Je weiter die Förderebene von der Region entfernt ist, desto wichtiger ist Vertrauen in die kommunale Kompetenz und weniger Mikromanagement.

     

Ein Satz aus der Diskussion brachte es auf den Punkt:

„Strukturwandel gelingt nicht durch Projekte – sondern durch Strukturen, denen man vertraut.“

Praxis nach dem Prinzip: machen, testen, vernetzen

Am Nachmittag verlagerte sich der Fokus vom strategischen Diskurs in die Praxis. In drei Workshops wurden konkrete Ansätze, Erfahrungen und Werkzeuge geteilt:

Workshop A: Smarte Mobilität im ländlichen Raum
Dr. Martin Benedict (MPSC Zwönitz) stellte das Projekt ERZmobil näher vor, während Dr. Steve Rother (TU Chemnitz) die Idee vernetzter Mobilitätsketten erläuterte. In einer anschließenden Zukunftswerkstatt formulierten den Teilnehmenden, welche Erwartungen sie an einen Öffentlichen Nahverkehr der Zukunft haben.

Workshop B: Bottom-up-Digitalisierung mit wenig Budget
Katja Gehrmann (MPSC Halle (Saale)) präsentierte den HAL-Plan und Matthias Martin, Sächsischer Städte- und Gemeindetag e.V., das Digitallotsenprogramm Sachsen

Workshop C: Regionale Vernetzung in Sachsen
Stephanie Schmidt (Leiterin des simul+InnovationHub des Sächsischen Staatsministeriums für Infrastruktur und Landesentwicklung SMIL) und Arno Jesse (MPSC Brandis) zeigten, warum Zusammenarbeit zwischen Kommunen kein Zusatz, sondern Grundlage smarter Entwicklung ist. 

Was alle Workshops verband war die Überzeugung: Digitalisierung beginnt nicht mit Software – sondern mit Menschen, die Verantwortung übernehmen, Ressourcen bündeln und Ideen in die Umsetzung bringen.

Tradition bewahren, Zukunft gestalten

Den Abschluss der 24. Regionalkonferenz bildete eine Nachtwächterwanderung durch Zwönitz – ein bewusst analoger Kontrapunkt und ein passendes Bild für die Region: Denn Strukturwandel bedeutet, Geschichte ernst zu nehmen und Zukunft mutig zu gestalten. Zwönitz hat gezeigt, dass Smart City keine Frage der Größe ist, sondern eine Frage der Haltung.

Agenda Regionalkonferenz Zwönitz

Smarte Kleinstädte als Antwort auf den Strukturwandel?
Erscheinungsjahr 2025
Vorschaubild für Datei Agenda Regionalkonferenz Zwönitz

Regionalkonferenzen der Modellprojekte Smart Cities

Die Modellprojekte Smart Cities laden regelmäßig in unterschiedliche Regionen Deutschlands ein, die Ergebnisse ihrer Arbeit vor Ort zu entdecken und kennenzulernen. Die Veranstaltungen richten sich an Vertreterinnen und Vertreter aller Kommunen aus der Region, die sich zum Thema Smart City informieren und austauschen wollen.

Hier erfahren Sie mehr über das Modellprojekt Smart Cities Zwönitz.

Auf dem Markt der Möglichkeiten, der ein fester Bestandteil jeder Regionalkonferenz ist, können Interessierte mit Kommunen aus ihrer Region in Kontakt treten sowie sich über deren Smart-City-Angebote informieren. Allen Kommunen auf dem Weg zur Smart City steht auch das Angebot Start Smart zur Verfügung. Dieses beinhaltet Beratungsangebote rund um das Thema „Smart Cities“.

Contacts

Fachliche Ansprechperson

Felix Rudroff

Projektbüro KTS / DLR Projektträger
Tel.: +4922838211156
Organisatorische Ansprechperson

Kirsten Bauer

DLR-PT
Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities / DLR Projektträger

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