Legomodell der Urban Data Platform
Ein Legomodell der Urban Data Platform (UDP) der Metropolregion Rhein-Neckar auf der Smart Country Convention 2023. Das Modell macht anschaulich welche potentiellen Datenquellen existieren, wie sie auf eine urbane Datenplattform gespielt werden und welche Anwendungsfälle daraus resultieren. Reinaldo Coddou H.

Urbane Datenplattformen: Das Herzstück der Smart City

Urbane Datenplattformen stellen wesentliche Weichen für die Nutzung von Daten in der Smart City. Wenn sich Kommunen bei der Entwicklung und beim Betrieb zusammenschließen, entstehen große Synergien. Lösungen, die in den Modellprojekten Smart Cities entstehen, können auch von anderen Kommunen adaptiert werden. Wir stellen drei Ansätze aus Jena, der Metropolregion Rhein-Neckar sowie das „Südwest-Cluster“ vor.

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WiSSENSAllmende Jena: Daten für alle

Im thüringischen Jena ist im September 2023 die WISSENsAllmende an den Start gegangen. Auf dieser Plattform wird Wissen aus Daten generiert, verknüpft und gemanagt sowie als Gemeingut – Allmende – zur Verfügung gestellt. 

„Die urbane Datenplattform bildet die digitale Infrastruktur für alle Smart-City-Projekte“ erklärt Martin Berger, im Jenaer Smart-City-Team für Digitale Infrastruktur und Datenpolitik zuständig: „Hier werden künftig alle Datenbestände, die keine personenbezogenen Daten enthalten oder einem besonderem gesetzlichen Schutzbedarf unterliegen, zusammenlaufen.“ Derzeit enthält die WISSENsAllmende Daten von Umweltsensoren, zur Bevölkerungsentwicklung, zu den Bäumen im öffentlichen Raum sowie alle Informationen aus dem bisherigen Open-Data-Portal.

Die technische Infrastruktur basierend auf der Open-Source-Software PIVEAU ist so gestaltet, dass sie problemlos zusätzliche Daten integrieren und verfügbar machen kann. Unter anderem, so Berger, können damit verschiedenste Fachdaten auf Basis von Datenmodellen vereinheitlicht werden. Das Jenaer Modell lasse sich so sehr gut auf weitere Kommunen übertragen. Im Rahmen der Arbeits- und Entwicklungsgemeinschaft (AEG) „Urbane Datenplattformen“ hat sich das Jenaer Smart-City-Team mit weiteren Modellprojekten Smart Cities zusammengetan. Durch den von Jena eingebrachten Fokus auf das Thema Standardisierung soll erreicht werden, dass die von verschiedenen Kommunen entwickelten Softwarekomponenten kompatibel sind. Die Smart City Jena hat sich außerdem der interkommunalen Entwicklungspartnerschaft für eine urbane Datenplattform des Vereins Civitas Connect angeschlossen. 

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Metropolregion Rhein-Neckar: Von Heidelberg in die Region

Offene Daten für ein ganzheitliches soziales, ökologisches und ökonomisches Handeln in der Region bereitzustellen, das ist auch ein zentrales Ziel des Modellprojekts Smart Cities Rhein-Neckar. Das MPSC nutzt die technische Basis der in einem Vorgängerprojekt für die Stadt Heidelberg entwickelten Datenplattform. Erste Anwendungsfälle sind etwa Tools zur Besucherzählung von Veranstaltungen und auch Klima- und Bürgerdashboards. Die Plattform besteht zu hundert Prozent aus Open-Source-Software-Komponenten mit offenen Schnittstellen. Dadurch können auch andere Kommunen und Behörden an den Datenraum der Metropolregion Rhein-Neckar angeschlossen werden. Kommunen, die zunächst nur einzelne Anwendungsfälle testen wollen, können sich schon jetzt an die Digitalagentur der Stadt Heidelberg wenden und die technische Umgebung mitnutzen. Das ist besonders für kleinere Städte und Gemeinden interessant. 

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Was sind Urbane Datenplattformen?

Was sind Urbane Datenplattformen?

Urbane Datenplattformen stellen einen Teil der zentralen Infrastruktur für eine Smart City dar: Sie sind die Drehscheibe für statische und dynamische Daten aus verschiedenen Quellen in der Stadt und darüber hinaus. Hier laufen zum Beispiel Verkehrs- und Klimadaten oder Echtzeitdaten verschiedener in der Stadt installierter Sensoren zusammen. Eine urbane Datenplattform bündelt somit Daten aus verschiedenen Quellen aus dem Stadtraum an einer zentralen Stelle. Auf diese können dann  unterschiedliche Datenkonsumenten zugreifen. Es entstehen Anwendungen von denen die Stadtgesellschaft profitieren kann.  Die Daten können auch visuell aufbereitet sein, beispielsweise indem sie mit begleitenden Infotexten für Bürgerinnen und Bürger angereichert werden. Darüber hinaus kann eine urbane Datenplattform die Grundlage für weitere Dienste bilden: Sie erlaubt Anbietern von Softwarelösungen und Dienstleistungen den Zugriff auf entsprechende Daten, damit diese mit jenen Datensätzen nutzenstiftende Angebote für die Stadtgesellschaft realisieren. Eine weitere entscheidende Funktionalität einer Datenplattform ist die Möglichkeit zur „Veredelung“ von Daten. Damit können höherwertige Daten geschaffen werden, die automatisiert aus unterschiedlichen Datenquellen erzeugt werden.

So unterschiedlich wie die Datensätze sind auch die Anwendungsmöglichkeiten von urbanen Datenplattformen: Über Parkplatzsensoren kann zum Beispiel übermittelt werden, welche Parkplätze belegt sind. Auf diese Weise können Parkplatzsuchende direkt zum nächsten freien Platz geleitet werden. Oder: Wenn Starkregen und damit Hochwassergefahr droht, können Bürgerinnen und Bürger frühzeitig gewarnt werden. Urbane Datenplattformen sind darüber hinaus häufig Teil von digitale Stadtzwillingen, mit deren Hilfe komplexe Simulationen und Visualisierungen möglich werden.

Die Arbeits- und Entwicklungsgemeinschaft Urbane Datenplattformen

Die Arbeits- und Entwicklungsgemeinschaft Urbane Datenplattformen

Auch die meisten der 73 vom Bund geförderten Modellprojekte Smart Cities setzen urbane Datenplattformen ein, verfolgen jedoch unterschiedliche Ansätze zur Planung und Implementierung. Um sich über praktische Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Lösungen weiterzuentwickeln, hat sich aus den Modellprojekten Smart Cities heraus die Arbeits- und Entwicklungsgemeinschaft „Urbane Datenplattformen“ gegründet. Ziel der langfristig und strategisch angelegten Gruppe ist es, sich auf gemeinsame Konzeptionen, Datenmodelle und Schnittstellen zu verständigen. 

Themengruppen etwa zu Data Governance, Architekturen für Datenplattformen oder zur Customer Journey bearbeiten intensiv bestimmte Aspekte einer urbanen Datenplattform. Ein aktuelles Thema ist dabei die Frage nach dem möglichen Einsatz von KI-Technologien. Dabei werden unter anderem Erfolg versprechende Ansätze gesammelt und nach Relevanz ausgewählt.

Die in der Gruppe erarbeiteten Lösungen sollen als Open-Source-Bausteine zur Verfügung gestellt werden. So können auch Kommunen, die nur über begrenzte eigene personelle und finanzielle Ressourcen verfügen, an Entwicklungen zu urbanen Datenplattformen partizipieren.

Bundeslandübergreifende Entwicklung im „Südwest-Cluster“

Gruppenbild
Kreisverwaltung Mayen-Koblenz

Ziel einer bundeslandübergreifenden Entwicklungspartnerschaft im sogenannten Südwest-Cluster ist eine modular aufgebaute und skalierbare Datenplattform mit Schnittstellen zu weiteren Datenquellen. Beteiligt sind alle rheinland-pfälzischen Modellprojekte Smart Cities, dazu gehören die Landkreise Kusel, Mayen-Koblenz, der Eifelkreis Bitburg-Prüm, die Stadt Kaiserslautern und die Stadt und Verbandsgemeinde Linz am Rhein,  sowie der Landkreis Sankt Wendel im Saarland. Im Rahmen der jeweils erstellten Smart-City-Strategien der beteiligten Modellprojekte ist das Vorhaben fest verankert. Die technische Grundlage auf Basis von Open-Source-Software sollen andere Kommunen, aber gerade auch Landkreise, später nachnutzen können. 

Die Stadt Kaiserslautern übernimmt die technische Projektleitung. Die organisatorische Projektleitung erfolgt im Rotationsverfahren, beginnend mit dem Landkreis Sankt Wendel, welcher ebenfalls als gemeinsame Vergabestelle der Entwicklungsgemeinschaft agiert. 

„Wir sind davon überzeugt, durch die Zusammenarbeit nicht nur personelle und finanzielle Vorteile zu erzielen, sondern vor allem mit- und voneinander zu lernen. Davon profitieren nicht nur alle beteiligten Modellprojekte, sondern natürlich auch die Bürgerinnen und Bürger."

Marius Henkel, und technischer Projektleiter im Südwest-Cluster 

Als Vorbereitung auf die interkommunale Datenplattform des Südwest-Clusters soll noch 2023 eine so genannte Sandbox-Installation an den Start gehen. Dabei handelt es sich um eine Instanz der Plattform, die den Zweck hat, erste Erfahrungen im Umgang mit den Diensten zu sammeln. Im ersten Schritt werden zwei Anwendungsfälle realisiert: Die Überwachung von Pegelständen in Echtzeit sowie multimodales Verkehrsmanagement.

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Auf dem Weg in eine vernetzte Zukunft: Entwicklung interkommunaler Datenplattform im Südwest-Cluster gestartet | MYK10

Lesetipp: Urbane Datenplattformen – Von der Idee bis zur Umsetzung: Entscheidungshilfen für Kommunen

Im Rahmen der Begleitforschung der Modellprojekte Smart Cities des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen ist im Februar 2023 eine Studie erschienen, die Städte und Regionen in die Lage versetzen soll, zentrale Entscheidungen bei der Einführung einer Datenplattform unter den lokalen Gegebenheiten zu treffen.

Urbane Datenplattformen

Von der Idee bis zur Umsetzung: Entscheidungshilfen für Kommunen
Erscheinungsjahr 2023