Content
Stellen Sie sich vor, ein Rathaus käme direkt zu Ihnen – das Tiny Rathaus in Kiel macht genau das möglich! Als kompaktes, transportables Gebäude auf vier Rädern dient das Tiny Rathaus als Testfläche für Partizipation und bringt die Themen der Stadtverwaltung in die Nachbarschaft. In der Entwicklung der Smart-City-Strategie Kiels konnte das Tiny Rathaus direkt zum Einsatz gebracht werden.
Das Tiny Rathaus denkt die Funktionen eines traditionellen Rathauses neu und fördert die direkte, offene Kommunikation zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung ortsunabhängig. Auf einer Größe von ungefähr 4,10 Meter Länge, 2,10 Meter Breite und 2,50 Meter Höhe bietet es als mobiler Gesprächsraum eine perfekte Bühne, um innovative Projekte zu diskutieren und neue Ideen aus der Zivilgesellschaft zu sammeln. Dabei setzt das Tiny Rathaus auf analoge und digitale Beteiligungsmethoden, um die Bedürfnisse und Wünsche der Stadtgesellschaft zu verstehen. Durch das Informieren, Diskutieren und Beteiligen an Digitalisierung, lokaler Infrastrukturen und weiteren ortsrelevanten Themen wird zur gemeinsamen Gestaltung einer modernen Kommune angeregt. Damit schafft das Tiny Rathaus niedrigschwellige Beteiligungsmöglichkeiten, bietet einen lebendigen Ort des Austauschs und stärkt die Kooperation zwischen der Stadtverwaltung und ihren Bürgerinnen und Bürgern.
Was macht die Smart City Lösung besonders wirkungsvoll? Wie kann Ihre Kommune davon profitieren, die Lösung übertragen und nachhaltig nutzen? Entdecken Sie hier die Schlüsselfaktoren für den Erfolg dieser Lösung.
Erfolgsfaktoren zur Zielerreichung
Vorausgehende Testphasen
Vor der Einführung des Tiny Rathauses durchlief das Projekt drei Testphasen, um erste Erfahrungen zu sammeln und Bedarfe zu identifizieren. Zunächst präsentierte das Projektteam die Idee des Tiny Rathauses der Stadtverwaltung und bezog engagierte Mitarbeiter aktiv ein. Für die erste Testphase lieh das Team ein Tiny Office. In der zweiten Phase öffnete das Tiny Rathaus seine Türen für die Allgemeinheit, sodass die Bürgerinnen und Bürger ihre Wünsche und Erwartungen an die Stadtverwaltung äußern konnten. In der dritten Phase kam ein Prototyp des Tiny Rathauses zu verschiedenen Veranstaltungen wie Wochenmärkten und Stadtfesten an mehreren Standorten im Stadtgebiet zum Einsatz. Dort beteiligten sich die Bürgerinnen und Bürger aktiv und entwickelten Ideen für die Stadt, beispielsweise Bürgersprechstunden oder einen Raum für digitale Prototypen.
Angebote zur Steigerung der Aufmerksamkeit
Das Aufstellen von Pflanzenkübeln, Sitzbänken und schattenspendenden Sonnenschirmen macht den Platz vor dem Tiny Rathaus attraktiver und zieht Passantinnen und Passanten an. Zusätzliche Plakate informieren über verschiedene Themen wie Breitbandausbau, clevere Mobilitätsangebote und Energiesparmöglichkeiten.
Integration digitaler Beteiligunswerkezeuge
Um die Bürgerbeteiligung zu fördern, stellt das Tiny Rathaus einen offenen WLAN-Zugang bereit. Die personalisierte Anmeldemaske informiert über lokale Beteiligungsprozesse, Veranstaltungen und Baumaßnahmen. Über den Touch Table können Bürgerinnen und Bürger Feedback geben und an Abstimmungen teilnehmen. Zusätzlich ist das Tiny Rathaus auf der Beteiligungsplattform "MokWi" präsent, was die Vernetzung und Information der Bürgerinnen und Bürger fördert.
Starke Partner
Die Entwicklung des Tiny Rathauses erfolgte in Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Aarhus in Dänemark. Auch das Kreativzentrum Anscharcampus (Kreativraum für nachhaltige Zukunftsgestaltung in Kiel) und das Referat „Kreative Stadt“ in Kiel beteiligten sich am Projekt. Zusätzlich flossen Erkenntnisse aus dem Bau von Tiny Häusern direkt in die Konstruktion ein.
Platzierung an strategischen Knotenpunkten
Das Tiny Rathaus wird in den einzelnen Stadtteilen an stark frequentierten und wichtigen Orten wie den Standorten der Ortsbeiräte oder Stadtteilbüros aufgestellt, sodass es für die Menschen gut erreichbar ist.
Erfolgsfaktoren zur Übertragbarkeit
Online-Dokumentation zur Übertragbarkeit
Zur Übertragung des Konzepts „Tiny Rathaus” stehen online verschiedene Dokumentationen mit Praxiserfahrungen und -tipps zur Verfügung. Krefeld und Köln adaptieren das Konzept bereits.
Verleihangebot für Gebietskörperschaften
Die drei Gebietskörperschaften Kiel, Rendsburg-Eckernförde und Plön sowie deren Verwaltungsreferate und Vereine können das Tiny Rathaus als mobilen Beteiligungsraum für eigene Veranstaltungen nutzen. Die Veranstalter gestalten und verantworten die Inhalte und Abläufe selbst. In den nächsten Entwicklungsschritten fließen Barrierefreiheit und digitale Beteiligungsangebote stärker ein, indem zusätzliche in Entwicklung befindliche Smart-City-Maßnahmen und die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen berücksichtigt werden.
TÜV- oder DEKRA-Zulassung
Für die Realisierung eines straßentauglichen mobilen Rathauses ist eine TÜV-Einordnung und Fahrzeugzulassung des Tiny Rathauses erforderlich. Eine enge Zusammenarbeit mit dem TÜV und dem Hersteller bereits während der Konstruktionsphase hilft, potenzielle Probleme frühzeitig zu vermeiden. Alle verwendeten Materialien müssen in Deutschland zertifiziert und eindeutig gekennzeichnet sein, um Verzögerungen bei den Sicherheitstests auszuschließen.
Aktivierende Beteiligungsformate
Beliebte Beteiligungsformate sind die „Stube“ (im ruhigen Rahmen Gespräche führen), die „Werkstatt“ (Workshops, Aktionen und Beteiligungen) und die „Bühne“ (Projekte, Vorhaben und Innovationen vorstellen). Die Formate ermutigen die Zivilgesellschaft zur aktiven Teilnahme und ermöglichen mittels Beratungsangeboten, offenen Sprechstunden, Workshops und Ausstellungen einen offenen Dialog. Dabei geht es unter anderem darum, über das Smart City Projekt und seine Maßnahmen und Themen, darunter Quartiersentwicklung, Mobilität und Kompetenzaufbau im Bereich Digitalisierung zu informieren. Die Beteiligungsformate werden in der Dokumentation zur ersten Session (2022) näher beschrieben.
Erfolgsfaktoren zur Verstetigung
Finanzmittel für eine langfristige Verstetigung
Das Tiny Rathaus gehört offiziell zum Fuhrpark der Landeshauptstadt Kiel und ist somit auch hierüber versichert. Anfallende Kosten für Wartung und Reparaturen werden momentan noch aus dem Projekt “SmarterLeben” (gemeinsames Smart-City-Projekt der Landeshauptstadt Kiel sowie der Kreise Plön und Rendsburg-Eckernförde) finanziert. Langfristig soll das Tiny Rathaus von einem durch die Region finanzierten Betrieb übernommen werden. Dazu erarbeiten alle Projektpartnerinnen und -partnern gemeinsam ein Konzept.
Starke Partnerschaften zur Erprobung von Konzepten und Kooperationsmodellen
Um neue Kooperationsmodelle im Bereich Public-Private-Partnership zu entwickeln und innovative Beteiligungsformate zu erproben, sind passende Kooperationspartnerinnen und -partner von entscheidender Bedeutung. Eine Integration in die Kommunalverwaltung oder einen kommunalen Betrieb ist unerlässlich, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung auf das Beteiligungsinstrument Tiny Rathaus zugreifen. Ebenso trägt die Zusammenarbeit mit dem Anscharcampus, der sich bereits mit Fragen des Gemeinwohls und der Schaffung von Räumen für soziale Innovationen beschäftigt, wesentlich zur langfristigen Verstetigung der Maßnahme Tiny Rathaus bei.

Weitere Informationen
Ausgangsbedingungen und Ziele
Lokale Herausforderungen
Die Kieler Stadtverwaltung wird oft rein als verwaltende Institution wahrgenommen, die Entscheidungen von oben nach unten trifft, ohne ausreichende Berücksichtigung der Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger. Diese Diskrepanz führt zu mangelnder Beteiligung und fehlender Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit stadtplanerischen Entscheidungen, was den Zielen einer Smart City widerspricht, die auf partizipativen und datengestützten Ansätzen beruht. Zusätzlich stellen die vielfältigen Anforderungen an (digitale) Mitwirkungsprozesse (s. Leitlinien für Mitwirkung) die Kiel-Region und ihre Fachabteilungen vor Herausforderungen, geeignete Formate für verschiedene Zielgruppen zu finden.
Um die Zukunft der Stadt Kiel erfolgreich zu gestalten, ist es entscheidend, Räume für offenen Dialog und gemeinsame Handlungen zu schaffen, in denen die Stadtgesellschaft aktiv an Entscheidungsprozessen teilnehmen kann.
Planungsziele
Querschnittsthema der Smart-City-Strategie Kiels ist der Bereich Mitgestaltung und Teilhabe. Aktivierende, niedrigschwellige und inklusive Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen, ist ein zentrales Ziel.
Das Tiny Rathaus zahlt darauf ein, Beteiligung menschenzentriert umzusetzen. Es macht die Verwaltung und ihre Themenbereiche für die Bürgerinnen und Bürger zugänglicher. Indem es einen Raum für den direkten Austausch auf Augenhöhe bietet, trägt es zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft bei. Das mobile Format ermöglicht eine niedrigschwellige und aufsuchende Beteiligung, bei der die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger direkt vor Ort eingeholt werden können. Zudem bietet es eine Plattform für schnelle Feedback-Loops in der Produkt- und Serviceentwicklung sowie für die Ideenfindung. Insgesamt fördert dies die Teilhabe an Prozessen der Stadtentwicklung sowie das bürgerschaftliche Engagement.
Neuartige Ansätze wie das Tiny Rathaus erzielen zudem eine starke Sichtbarkeit der Stadtverwaltung und ihrer Themen in der Region – von Rendsburg bis in die Probstei und an vielen Standorten in Kiel informiert das Team über die Ansätze und Mehrwerte von Smart City im Zusammenhang mit Mobilität, intelligente Quartiersentwicklung sowie Küsten- und Meeresschutz.
Ansatz zur Wirkungsmessung
Der Erfolg des Tiny Rathaus als öffentliches Beteiligungsinstrument und Schnittstelle zwischen Stadtgesellschaft und -verwaltung wird mittels folgender Indikatoren gemessen:
- Anzahl der Gespräche im/am Tiny Rathaus
- Zufriedenheit mit der Nutzung des Tiny Rathaus durch Umfrage
- Teilnehmendenzahl an Veranstaltungen in allen drei Gebietskörperschaften der Kielregion
- Anzahl der Spielorte und Veranstaltungen
- Anzahl der Anfragen zur Nutzung des Tiny Rathaus aus der kommunalen und städtischen Verwaltung
- Anzahl der Anfragen zur Sondernutzung durch zivilgesellschaftlichen Organisationen (z. B. Diakonie, Kreisjugendring) oder Externen zur Präsentation auf Kongressen oder Messen
Die Veranstaltungsergebnisse und Auswertungen sind als Logbuch online einsehbar.
Entwicklung und Umsetzung
Prozessschritte
- Erstellung eines Nutzungskonzepts
- Einholung von Genehmigungen
- Pilotierungsphase zur Sammlung von Erfahrungen und Bedarfen
- Phase 1: Vorstellung der Tiny-Rathaus-Idee vor der Stadtverwaltung in einer Testwoche für Mitarbeitende
- Phase 2: Öffentliche Testwoche des Tiny Rathauses mit Beteiligung der Zivilgesellschaft
- Phase 3: Bau und Einsatz eines Tiny-Rathaus-Prototyps für eine Saison im gesamten Stadtgebiet; Ausschreibung zur stadtverwaltungsinternen Bewerbung für die Umsetzung von Beteiligungsformaten;
- Wirkungsmessung und Lernen von den Einsätzen vor Ort: Anpassung des Konzepts an lokale Anforderungen
- Erstellung eines Buchungs- und Verleihsystems
Governance
Das Team des Modellprojektes „SmarterLeben“ (ehemals “Smarte KielRegion”) ist für die Durchführung der Maßnahme Tiny Rathaus verantwortlich. Die Projektgelder finanzieren auch das Community Management, das die Planung der Standorte und die Einweisung der Nutzerinnen und Nutzer vor Ort übernimmt. Für eine erfolgreiche Umsetzung berücksichtigt das Team Schnittstellen zum Referat Kreative Stadt, das Expertise zur Kieler Kultur und Kreativwirtschaft einbringt. Die Koordinierungsstelle für Mitwirkung verbindet Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft und unterstützt bei Öffentlichkeitsarbeit und Beteiligungsverfahren. Die Stabsstelle Digitalisierung (OB.D) dient als zentrale Anlaufstelle für digitale Transformation in Kiel und wird beratend hinzugezogen.
Das Projektteam arbeitet eng mit dem Anscharcampus als Kreativzentrum, der Landeshauptstadt Kiel und der KielRegion GmbH (Regionalmanagement) zusammen. Die Landeshauptstadt Kiel und die KielRegion GmbH wirken bei der Projektsteuerung sowie der Planung und Durchführung von Veranstaltungen, wie zum Beispiel im Tiny Rathaus oder bei der Ausstellung des Tiny Rathauses auf der Smart Country Convention 2023.
Langfristig soll das Tiny Rathaus unter regelmäßiger Einberufung eines Steuerkreises, bestehend aus regionalen Vertreterinnen und Vertretern, in der Stabsstelle OB.D der Landeshauptstadt verankert werden.
Kosten bei Beschaffung
Personalkosten |
Personalkosten u.a. im Rahmen einer Dienstleistung für Community Management 3 hauptverantwortliche Personen / Teilstunden (je Projektpartner eine Person) 1 Teilzeitkraft 20-25 Wochenstunden Erweitertes Gremium ca. 15 Personen |
Sachkosten |
Baukosten 80.000 € (inkl. Material und Design) Mobiliar und technische Ausstattung 6.000 € Dienstleistungen für Szenografie und Raumgestaltung 3.300 € Marketing und Website 6.000 € Zulassung und Kennzeichen 30 € |
Investive Kosten |
100.000 € |
Kosten bei Betrieb
Personalkosten
Die laufenden Betriebskosten beinhalten TÜV, Wartung,
Partizipation und Kommunikation
Die Durchführung von drei Testphasen diente der Sammlung von Erfahrungen und Bedarfen aus der Stadtverwaltung und -gesellschaft. Die Ortsbeiräte und Stadtteilbüros stellten sich dabei als hilfreiche Netzwerkakteure und Sprachrohr innerhalb der Stadtteile und der weiteren Region heraus. Durch die Ausstellung des Tiny Rathaus auf dem Creative Bureaucracy Festival oder der Smart Country Convention konnte der Prototyp diskutiert und Ideen weiterentwickelt werden.
Außerdem ist das Tiny Rathaus Teil der Waterkant Ausstellung “Zukünfte erleben und ausprobieren” und informiert über einen aufgestellten Touch Table über das Smart City Projekt der Stadt Kiel.
Technische Infrastruktur
Hardware:
- Mobiles Tiny Rathaus: straßentaugliches, transportables Gebäude oder eine mobile Anhänger-Einrichtung
- Möbel für Beteiligungsaktivitäten: Tische, Stühle, Whiteboards, Präsentationsmaterialien, Zelt, Banner, Stände
Software:
- Buchungssoftware
- Beteiligungsplattform und Umfragetool
- 2024 wird ein Konzept zur Digitalisierung des Tiny Rathauses erarbeitet
Datengrundlagen
- Umfrageauswertungen u. a. 23 Fragebögen zur Auswertung der Entwicklungsphase (2022)
- Abschlussveranstaltung zur Auswertung der Saison und Bearbeitung des Feedbacks mit Projektpartnerinnen und Veranstalterinnen und Veranstaltern
- Datenerhebung durch Beteiligungsansatz
- Datenaufbereitung und -auswertung wird in einer Dokumentation zusammengefasst