Menschen vor einem Bildschirm, die einer Präsentation zuhören,
Das Modellprojekt Smart Cities Halle (Saale) präsentiert den HAL-PLAN beim „Markt der Möglichkeiten“ auf der 22. Regionalkonferenz. DLR / Lars Grimmer

22. Regionalkonferenz in Halle (Saale): Digitalisierung ist Wirtschaftsförderung – und strukturelles Muss

Die 22. Regionalkonferenz in Halle (Saale) am 3. Juni 2025 rückte zur Halbzeit des Förderprogramms „Modellprojekte Smart Cities“ den Fokus auf die Themen Verstetigung der Maßnahmen und interkommunale Zusammenarbeit. Rund 135 Teilnehmende aus der Region – darunter auch Vertreterinnen und Vertreter aus nicht geförderten Kommunen – waren sich einig: Smarte Stadtentwicklung ist die zentrale Voraussetzung für zukunftsfähige Städte.

Event details

Datum
03.06.2025, 09:30 - 16:00
Art der Veranstaltung
Offline (persönlich)
Veranstaltungsort

MMZ - Mitteldeutsches Multimedia Zentrum
Mansfelder Straße 56
06108 Halle (Saale)
Deutschland

Paragraphs

22. Regionalkonferenz "Smart sein: Brücken bauen – Netzwerke nutzen"

Oberbürgermeister von Halle (Saale) bei einer Präsentation
Dr. Alexander Vogt, Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale) begrüßt die Teilnehmenden der 22. Regionalkonferenz. DLR / Lars Grimmer

In seinem Grußwort zur Eröffnung betonte Alexander Vogt, Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale), die Regionalkonferenz sei eine hervorragende Gelegenheit, um gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Kommunen der Region innovative Wege für eine nachhaltige und digitale Stadtentwicklung zu diskutieren. „Denn“, so konstatierte er, „wir haben einen Nachholbedarf im smarten Denken.“ Im Sinne des Mottos „Smart sein: Brücken bauen – Netzwerke nutzen“ sei es daher wichtig, den Austausch über kommunale Grenzen hinweg zu suchen und Vernetzung von Fachwissen zu etablieren, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern. 

Solch einen Austausch ist Halle mit der Stadt Magdeburg eingegangen. Mit dem HAL-PLAN, einem digitalen Zwilling der Stadt mit unterschiedlichen Anwendungstools, setzt Halle neue Maßstäbe in der digitalen Stadtplanung – und das hat Magdeburg erkannt. Daher hat die Händelstadt den HAL-PLAN der nicht vom Bund geförderten Stadt Magdeburg zur Nachnutzung bereitgestellt. Das bedeutet auch positive Effekte für die bereitstellende Kommune. „Ich bin stolz, dass wir mit dem HAL-PLAN eine Blaupause für andere Kommunen bieten“, so Vogt.

Diese Art von Beispielen erfolgreicher Kooperationen sind das Ziel des Fördermittelgebers, des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB). „Ohne Kooperationen sind kommunale Aufgaben heute wirtschaftlich kaum mehr zu stemmen“, betonte Renate Mitterhuber, Leiterin des Referats Smarte Städte und Regionen im BMWSB. Sie lobte daher auch die politischen Rahmenbedingungen in Sachsen-Anhalt: Es sei beispielhaft, wie in diesem Bundesland Digitalisierung in die Fläche gebracht werden könne – durch transparente Zusammenarbeit, kluge Strukturen und Open Source als Herzstück.

Voneinander lernen und Herausforderungen gemeinsam angehen

Ein Mann hält einen Vortrag.
Felix Rudroff, KTS, beleuchtete in seiner Keynote große Herausforderungen für Kommunen: Digitalisierung, demografischer Wandel und Dekarbonisierung. DLR / Lars Grimmer

Felix Rudroff, stellvertretender Projektleiter der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS), beleuchtete in seiner Keynote große Herausforderungen für Kommunen: Digitalisierung, demografischer Wandel und Dekarbonisierung. Er unterstrich die Bedeutung neuer Prozesse und Strukturen in der Verwaltung sowie den strategischen Umgang mit Daten, um smarte Städte und Regionen erfolgreich zu gestalten. 

Zudem stellte er spannende Beispiele aus den fast 700 geförderten Maßnahmen vor und betonte besonders, wie wichtig es sei, transparent zu bleiben: „Kommunikation und Transparenz in der Smart City zu gewährleisten, ist zentral, um Ängste zu nehmen.“ Am Schluss seines Vortrages gab er einen Einblick in die Arbeit der KTS und rief dazu auf, das Angebot der Smart City Akademie zu nutzen. Die Akademie  bietet ein praxisnahes Weiterbildungsangebot für alle, die sich für eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung engagieren und diese entwickeln wollen. 

Planung, Ökologie und Flächen-Management in Halle (Saale) – alles aus einer Hand

Andreas Blümner, Leiter Team Innovationsförderung der Stadt im Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung, stellte das Modellprojekt Smart Cities Halle (Saale) näher vor. Anhand eines Films zeigte er die unterschiedlichen und komplexen Anwendungsgebiete des HAL-PLAN in den Bereichen Planung, Ökologie und Flächen-Management. Blümner ist überzeugt, dass smarte Technologien und Lösungen städtische Entscheidungen transparenter kommunizieren könnten. Dies sei besonders relevant in Zeiten, in denen das Vertrauen in die Verwaltung abnehme. „Hier schafft Digitalisierung visuelle Darstellungen, die für alle nachvollziehbar sind.“

Podiumsdiskussion: Mit smarten Netzwerken zukunftsfähig Städte gestalten

In der Podiumsdiskussion „Mit smarten Netzwerken zukunftsfähig Städte gestalten“ betonten Renate Mitterhuber, Tobias Krüger, Chief Digital Officer (CDO) im Ministerium für Infrastruktur und Digitales Land Sachsen-Anhalt, Sabine Odparlik, Fachbereichsleiterin Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung der Stadt Halle (Saale), und Ken Gericke, Fachbereichsleiter Stadtplanung und Vermessung der Landeshauptstadt Magdeburg, dass Digitalisierung Wirtschaftsförderung sei – und zugleich ein strukturelles Muss. Dabei dürfe aber nicht aus den Augen gelassen werden, wie wichtig interkommunale Zusammenarbeit für den Erfolg sei.

Smart City ist Notwendigkeit. Als Verwaltung gehen wir unter, wenn wir nicht mitmachen!“, konstatierte Sabine Odparlik daher auch bestimmt. Deshalb habe die Stadt Halle (Saale) auch früh den Austausch zu anderen Kommunen gesucht und setze auf Verstetigung und Übertragbarkeit der eigenen Maßnahmen. In diesem Zusammenhang verwies Odparlik allerdings auch darauf, dass Verstetigung kein Selbstläufer sei, sondern Evaluation, klare Strukturen und nachhaltige Finanzierung benötige. Dem pflichtete auch CDO Tobias Krüger bei: 

„Digitalisierung braucht Datenstandards, um sicher zu sein. Auch hier kommt es auf Kooperationen an.“ 

Das Ziel müsse ein nachhaltiges, sicheres Open-Source-Ökosystem sein, das Kommunen Arbeit abnehme – anstatt sie zu überfordern. 

Über dieses Statement freute sich Renate Mitterhuber, da es eine Maßgabe des Förderprogramms ist, sämtliche Software als Open-Source-Lösung verfügbar zu machen. „So bringt das Konzept der Smart City eine nachweisliche und spürbare Verbesserung im städtischen Leben und muss nicht ständig neu erfunden werden.“ Ken Gericke brachte schließlich all diese Überlegungen zur interkommunalen Zusammenarbeit treffend auf den Punkt: „Ein erfolgreiches Smart-Cities-Netzwerk muss dynamisch sein und sich an Veränderungen anpassen können.“ So zeige die Zusammenarbeit zwischen Halle und Magdeburg, wie Kooperation, Nachnutzung und Skalierung gelingen können – in kurzer Zeit und mit messbarem Erfolg.

 

Fünf Personen auf einer Bühne
In der Podiumsdiskussion betonten Renate Mitterhuber, Tobias Krüger, Sabine Odparlik und Ken Gericke, dass Digitalisierung Wirtschaftsförderung sei – und zugleich strukturelles Muss. DLR / Lars Grimmer

Als wichtigste Erkenntnisse der Podiumsdiskussion kristallisierten sich folgende Überlegungen heraus, wie interkommunale Kooperationen funktionieren können und was dafür wichtig und unerlässlich ist:

  • Kooperation braucht Struktur und Ressourcen: Interkommunale Zusammenarbeit gelingt nicht allein durch guten Willen – sie braucht feste Formate, verbindliche Prozesse und ausreichende personelle wie finanzielle Ausstattung. Nur so lässt sich eine produktive und belastbare Arbeitsweise über Verwaltungsgrenzen hinweg etablieren.
  • Open Source ermöglicht echte Nachnutzung: Digitale Lösungen entfalten ihren Wert besonders dann, wenn sie modular, offen und übertragbar sind. Open-Source-Ansätze wie der HAL-PLAN machen den Unterschied – sie fördern Transparenz, sparen Ressourcen und senken Einstiegshürden für andere Kommunen.
  • Verstetigung muss mitgedacht und mitfinanziert werden: Was im Modellprojekt entsteht, muss dauerhaft betrieben, weiterentwickelt und gepflegt werden können. Verstetigung gelingt nur, wenn sie frühzeitig eingeplant wird – mit Blick auf Organisation, Personal und Budgets. Es ist auch zu evaluieren, welche Maßnahmen über den Förderzeitraum hinaus sinnvoll sind.
  • Smart City ist ein Kulturwandel – und braucht Kommunikation: Interkommunale Kooperationen erfordern gegenseitiges Verständnis, Offenheit für neue Perspektiven und Vertrauen. Regelmäßiger Austausch, verständliche Sprache und klare Zielbilder schaffen die Grundlage für gemeinsame Entwicklung.
  • Netzwerke leben von Dynamik, nicht von Perfektion: Erfolgreiche Kooperationen bedeuten nicht, dass alle alles gleich machen – sondern dass man voneinander lernt, gemeinsam weiterkommt und sich an Veränderungen anpassen kann. Mut zur Unvollkommenheit ist oft der Schlüssel zum Fortschritt.

Vernetzung und Austausch für die Kommunen

Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden zunächst die Gelegenheit, auf dem „Markt der Möglichkeiten“ unterschiedliche Smart-City-Maßnahmen der Kommunen aus der Region näher kennenzulernen. Danach arbeiteten sie in drei verschiedenen Workshops zu den Themen „HAL-PLAN – Der digitale Zwilling von Halle als landesweiter Ansatz?“, „Smarte Mobilität und Sensorik“ sowie „Besser Beteiligen durch digitale Kompetenzen“ und stellten ihre Ergebnisse vor. 

Bei der abschließenden Exkursion lernten die Konferenzteilnehmenden das Projekt „HaNeu“ in Halle-Neustadt kennen. Ziel von Smart „HaNeu“ ist es, allen Einwohnerinnen und Einwohnern aus Halle-Neustadt den Aufbau von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien und Methoden zu erleichtern, einen gleichberechtigten Zugang zu digitaler Infrastruktur und eine Verbesserung der digitalen und gesellschaftlichen Teilhabe zu ermöglichen. Beim Abendausklang wurde das informelle Netzwerken großgeschrieben – mit Raum für Austausch, Nachfragen und neuen Kontakten.

Halle (Saale) hat auf der Regionalkonferenz mit ihrem Blick hinter die Kulissen gezeigt, wie Digitalisierung nicht nur verwaltungstechnisch, sondern auch gesellschaftlich und wirtschaftlich wirksam wird. Es wurde deutlich: Mit den Fokusthemen aus Halle – dem HAL-PLAN, Open Source, interkommunaler Zusammenarbeit und dem Willen zur Verstetigung – entfalten die Modellprojekte Smart Cities reale Wirkung.

 

Bilder: © Lars Grimmer

Dokumentation der Workshops

Workshop A: HAL-PLAN – Der digitale Zwilling von Halle als landesweiter Ansatz?

Workshop B: Smarte Mobilität und Sensorik

Workshop C: Besser Beteiligen durch digitale Kompetenzen

Regionalkonferenzen der Modellprojekte Smart Cities

Die Modellprojekte Smart Cities laden regelmäßig in unterschiedliche Regionen Deutschlands ein, die Ergebnisse ihrer Arbeit vor Ort zu entdecken und kennenzulernen. Die Veranstaltungen richten sich an Vertreterinnen und Vertreter aller Kommunen aus der Region, die sich zum Thema Smart City informieren und austauschen wollen. In Halle (Saale) erwartete die Teilnehmenden ein vielfältiges, interaktives Programm. 

Hier erfahren Sie mehr über das Modellprojekt Smart Cities Halle (Saale).

Auf dem Markt der Möglichkeiten, der ein fester Bestandteil jeder Regionalkonferenz ist, können Interessierte mit Kommunen aus ihrer Region in Kontakt treten sowie sich über deren Smart-City-Angebote informieren. Allen Kommunen auf dem Weg zur Smart City steht auch das Angebot Start-Smart zur Verfügung. Dieses beinhaltet Beratungsangebote rund um das Thema „Smart Cities“.

Contacts

Fachliche Ansprechperson

Felix Rudroff

Projektbüro KTS / DLR Projektträger
Tel.: +4922838211156
Organisatorische Ansprechperson

Kirsten Bauer

DLR-PT
Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities / DLR Projektträger

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